Mit einem einzigen Satz aus dem Ausland hat Angela Merkel die Notbremse gezogen. Und damit die Vorlage für die Ablösung ihrer Nachfolgerin geliefert. AKK ist Geschichte. Wir reflektieren, die FDP hat mit ihrer Jamaika-Weigerung das Ende des klassischen Parteiensystems eingeleitet, die SPD hat als Nothelfer den Niedergang ihrer selbst fortgesetzt. Jetzt ist der Zerfallsvirus auch in der CDU angekommen.
Meine These: Auf die Grünen kommt es an, wenn man das weitere Wuchern der antidemokratischen AfD auf dem Humus des Zorns relevanter Gruppen der Gesellschaft eindämmen will.
Und wenn die Grünen die Worte ihrer beiden Vorsitzenden, es käme jetzt nicht darauf an, die radikalsten Konzepte für weit entfernte Zeiten zu formulieren, sondern die Richtung zu beschreiben und dann zu entscheiden, was jetzt zu tun ist, steht einem leistungsfähigen Deutschland in einem wettbewerbsfähigen Europa nichts entgegen.
Aber: Davon müssen Mitglieder, Funktionäre und Mandatsträger der Grünen auch wirklich überzeugt sein. Dann steht der Führungsrolle der Partei nichts entgegen.
Einige Thesen, warum die Grünen dazu besonders geeignet sind:
- Das kulturelle Kernmilieu der Grünen sind Akademiker mit Fähigkeit zur Argumentation und dem demokratischen Meinungsstreit. Anders als andere Parteien müssen sie keine „Altmilieus“ integrieren.
- Alle Gesprächspartner grüner Mandatsträger argumentieren ähnlich: Eine argumentative Auseinandersetzung mit Grünen lohnt immer, weil zumeist eine positive Gesprächsathmospäre vorliegt, in der man auch kontroverse Ansichten erörtern kann. Das führt dazu, dass ein echter Meinungsaustausch stattfindet und jeder fast immer neue Erkenntnisse mitnimmt.
- Die Grünen haben seit ihrer Gründung ihr Weltbild dauernd weiter entwickelt. Auch wenn sie sich dessen nicht bewußt sind, es ist Teil ihrer DNA.
- Was die Grünen noch lernen müssten, ist, den Impact der Vielfältigkeit und Schnellebigkeit der Welt in ihr Denken und Handeln zu integrieren. Ein gutes Konzept (Energiewende, Verkehrswende, Agrarwende) kann auch deswegen schlecht sein, wenn es zum falschen Zeitpunkt angegangen wird. Oder, siehe Energiewende, weil es nicht schnell genug korrigiert worden ist. Der Umgang mit der Komplexität, die aus Globalisierung, Digitalisierung und der wachsenden Heterogenität der Gesellschaft erwächst, ist eine große Herausforderung für alle. Wer diese Herausforderung meistert, liegt erst mal vorne.
Die AfD simuliert immer, dass es ein „Zurück zum Gestern“ geben könnte. Das ist nur zum Teil richtig, wie das Beispiel Trump lehrt (Er löst die Frage des Binnenzusammenhalts via Finanzmarkt und Größe auf Kosten anderer Länder und Kontinente).
Zusammenhalt in der Veränderung, das ist die neue Formel für politische Führung. Aktuell haben da die Grünen die Nase vorne.
Ob sie es verstanden haben?