Alle zahlen, niemand weiss, wofür. Grüsse vom deutschen Gesundheitswesen

Da hat einer einmal dem deutschen Gesundheitswesen den Spiegel vorgehalten. Vereinfacht gesagt, haben die Autoren des Premium Circle herausgefunden, dass die zahlreichen Regulierungen dazu führen, dass niemand mehr weiss, wozu das alles führt. Besonders beeindruckend, wenn man nachverfolgt, was von allen hochethischen Plänen der Gesundheitspolitik unten beim niedergelassenen Arzt ankommt. Der muss, um keine Abschläge im Einkommen hinnehmen zu müssen (was er wegen der Schwerfälligkeit des Systems erst Monate später weiss) möglichst eine Punktlandung bei den monatlichen Abrechnungen machen. Also die Tore zu, sobald sein Budget erschöpft ist.

Die dadurch entstehende Verknappung von Fachärzten will die Politik jetzt mit einem zentral organisierten Facharztzuweisungssystem lösen.

Warum erinnert uns das alles an die DDR-Bewirtschaftungsmethoden? Weil wir uns von dem Begriff des freien Berufs nicht blenden lassen.

Die Systemfunktionäre stört das aber alles nicht. Anonym lassen sie kommentieren, das sei ja alles nicht wissenschaftlich. Wissenschaftlich, das heisst, dass diejenigen, die gut daran verdienen, das Gesundheitssystem immer aus derselben Perspektive ihrer Auftraggeber zu sehen, da nicht Hand angelegt haben. Dass die Diagnose nicht wissenschaftlich belegt ist, heisst deshalb gar nichts. Schliesslich haben die Praktiker, und es waren nicht die schlechtesten, bei den Sitzungen das beschrieben, was sie tatsächlich wahrnehmen.

Was not tut? Eine Diskussion darüber, was zu tun ist, um das Gesundheitswesen aus seinem Korsett zentraler Regulierung zu befreien. Eine Idee davon, dass gute Leistung erwünscht ist und sich lohnt. Und nicht, dass es für Kliniken mit guten Qualitätsberichten Zuschläge gibt.

Das schreibt das Handelsblatt:

Der Patient als Mittel zum Zweck

Laut einer Bestandsaufnahme des deutschen Gesundheitssystems droht der Patient an den Rand gedrückt zu werden.

Peter Thelen | Donnerstag, 6. Februar 2014, 20:00 Uhr

Im deutschen Gesundheitssystem droht der Patient mit seinem Interesse an sachgerechter Behandlung zu möglichst günstigen Kosten zunehmend an den Rand gedrückt zu werden. Die Hauptprofiteure dieser Entwicklung seien die verschiedenen Akteure im System: Ärzte, Kliniken, Krankenhäuser, Krankenkassen und die Pharmaindustrie. So lautet die Kernthese einer Bestandsaufnahme des deutschen Gesundheitssystems, die der Frankfurter Versicherungsdienstleister Premium Circle am Donnerstag vorgelegt hat. Demnach teilen sich die Begünstigten über ein intransparentes Beziehungsgeflecht die jährlich steigenden Finanzmittel zu, die im Gesundheitssystems ausgegeben werden.

Der Befund gelte für die gesetzliche wie für die private Krankenversicherung, auch wenn beide Bereiche völlig unterschiedlich funktionierten, sagte Geschäftsführer Claus-Dieter Gorr. Das Unternehmen hat für die Untersuchung 60 Akteure vom Kassenchef bis zum pensionierten Ministerialbeamten in Form mehrerer Workshops befragt. Trotzdem wurden die Ergebnisse mit Skepsis aufgenommen. In Kassenkreisen hieß es, die Studie genüge kaum wissenschaftlichen Standards, viele der dargestellten Probleme seien lange bekannt.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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