Was bleibt eigentlich von Obama? Wenn man sich „draußen in Lande“ umhört, nicht viel. Noch vor der heutigen Entscheidung über die Gesundheitsreform meine ich: Obama zeichnet eines aus. Er hat sich entschieden, die Gesundheitsreform zu „seinem Ding“ zu machen. Mit allen Konsequenzen.
Ja, Obama ist ein Ausnahmepolitiker. Aber nicht nur, weil er reden kann. Sondern, weil ihn seine Hartnäckigkeit bei der Umsetzung der Gesundheitsreform zu einer außergewöhnlichen Person macht. Und zwar egal, ob sie scheitert oder nicht. Einfach, weil er das Risiko des Scheiterns auf sich genommem hat, um den Skandal Nr. 1, dass das amerikanische Gesundheitssystem, nach pro Kopf Ausgaben das teuerste der Welt, die Hälfte seiner Bevölkerung einfach im Regen stehen lässt, endlich ein Ende findet.
Das ist Politik. Das ist Verantwortung in der Politik. Verantwortung zu übernehmen, auch mit dem Risiko des Scheiterns. Und dafür muss die Welt auch damit leben, dass in Sachen Klima derzeit nichts voran geht. Weil zwei Risikobaustellen schief gehen würden.
@Hans
Ja, das böse Q-Wort. Natürlich hast Du Recht, aber differenzierte Berichterstattung muß vor einigen Jahren ganz unbemerkt aus der Mode gekommen sein. Nicht nur bei uns.
Vielleicht ist man in Deutschland etwas aus der Übung, wenn es darum geht zu erkennen, dass da jemand „dicke Bretter bohrt“. 😉
Schon kurios, dass ich hier kritisch dazwischenrufe. Du weißt, wie engmaschig das Schleppnetz ist, mit dem ich die aktuellen amerikanischen Debatten auffange und siebe. Ein Unterschied ist mir dabei mehr und mehr ein Ärgernis: Das ist die erstaunlich schiefe Berichterstattung der deutschen „Qualitätsmedien“ über die amerikanische Politik.
Das Congressional Quarterly, eine angesehene politikwissenschaftliche Zeitschrift, hat am Ende des ersten Amtsjahres Barack Obamas festgestellt, dass er der legislativ erfolgreichste Präsident seit über 60 Jahren sei (gemesen an der Zahl der von ihm auf den Weg gebrachten und durch Unterschrift in Kraft gesetzten Gesetze.
Die Korrespondenten zeichnen das Bild eines schwachen Königs Silberzunge, der nichts gebacken bekommt. Sie schwafeln davon, dass er „versprochen“ habe, Guantánamo zu schließe (tatsächlich hat er eine exekutive order erlassen), blenden aber einfach aus (weils zu kompliziert ist?), dass der Kongress die dafür erforderlichen Haushaltsmittel mit der Auflage sperrt, dass kein Gitmo-Insasse auf amerikanischen Boden komme.
Die Aufs und Abs der Gesundheitsreform werden hier wie Wetterberichte reportiert, die Hintergründe, das Lobbying, die Interessenskonflikte in der Demokratischen Partei – fast überhaupt kein Thema.
Demnächst mehr dazu, den link schicke ich Dir später. Nur soviel schon als Ankündigung: Ich bin einer kleinen fiesen Intrige auf der Spur …
Und in der Tat: Wo hat man in den letzten Jahrzehnten einen Politiker in unseren breitengraden erlebt, der so ins Risiko gegangen ist wie Obama bei der Gesundheitsreform?