Jetzt hat sich Deutschlands konservatives Spektrum wehrhaft gezeigt. Mit der Alternative für Deutschland formiert sich erstmals rechts von der CDU ein Politisches Spektrum, das die Altparteien-Beschwörungsformel vom „Wer gegen den Euro ist, ist gegen Europa“ eine eigene Meinung entgegensetzt. Das ist gut so, denn Politik lebt von Alternativen. Und da fehlte bisher in Deutschland neben der rotgrünen „Gemeinschaft ist gut“ Ideologie und der CDU Position des Durchmerkelns, was heißt, erst hart reden, dann doch zustimmen, auch mal jemand, der den Sack aufmacht und sagt, Europa kann nur dann funktionieren, wenn jedes der Länder genügend Spielraum hat, sein Geschäftsmodell zu entwickeln und zu verbessern. Und eben nicht politisch verblendet glaubt, dass es nur darum geht, ein neues politisches Gemeinschaftsregime zu finden.
Als nächstes muss sich erst mal zeigen, dass die Professoren der Alternative politikfähig sind; schließlich sind Professoren, zumal, wenn sie emeritiert sind, die verschärfte Form des Besserwissers, den Lehrern, die ohnehin in allen Parteien dominieren. Aber wenn, ….
…. dann bedeuten sie das Ende der sorglos alternativlos Politik der Kanzlerin. Sie muss ihre Politik erklären, erläutern, Ausblick geben, reden, begründen. Alles Dinge, die sie bisher im blassrosa Blazer, manchmal auch dem hellblauen oder roten, weglächeln konnte.
Und plötzlich wird Europapolitik Innenpolitik, aus Inszenierung Debatte, aus ihrem Spielfeld das Spielfeld der anderen. Und plötzlich, flutsch, flutsch, flutsch, sind zwei, drei, vier Prozent fort.
Sappralot! Und auf einmal stehen alle, die immer schon wußten, dass es auf eine große Koalition rausläuft, im Abseits. Ohnehin scheint weniger zweckmäßig, sich darauf zu fixieren, wie die Wahl ausgeht, sondern ein Gespür dafür zu entwickeln, was als Trend stark genug sein könnte, die bisherige Aufstellung zu verändern.
Die Euro-Debatte ist es!
Die Karten werden täglich neu gemischt. Niedersachsen hat das gezeigt. Wenn Politik keine Orientierung gibt, ist sie schutzlos, wenn die latent ungeklärten Fragen aufbrechen. Denn die asymmetrische Demobilisierung wirkt auch im eigenen Lager. Und eine Parteibasis, die sich in der eigenen Partei nicht mehr aufgehoben fühlt, könnte sich heute auch frei genug fühlen, gegen eine scheinbar alternativlose Politik der Kanzlerin mal alternativ zu votieren.