Ich bin nicht der klassische Besucher grünlinker Veranstaltungen. Aber hin und wieder, zur Vermessung der nachwachsenden Generation, kann es ganz nutzlich sein. Was mir bei Grün.Macht.Mensch so auffällt.
Volker Beck begrüsste mich mit dem Hinweis, ach, Feindbeobachtung. Klassische Reaktion, ich habe ihn dann zum Entdecken eigener Irrtümer mal zu den Realos eingeladen, nicht verwunderlich.
Jürgen Trittin flätzt wieder wie eh und jeh. Erste Reihe links, ich verstehe nicht ganz, was ihn treibt. Ein erstklassiges Interview heute in der Süddeutschen, das ganz im Kontrast zu seinem Buch steht, das ich nur als altersradikalen Linkseskapismus verstehen kann.
Auf dem Podium: Ein wie immer erstklassig aufgeräumter Gerhard Schick, ein pragmatisch unaufgeregter Bsirske. Und eine Ulrike Herrmann, die erfrischend handwerkliche Töne aussendet über die Bedeutungslosigkeit grüner Pressearbeit (wir sollten uns besser mal darüber unterhalten, wie man Bedeutung gewinnt), aber deren Weltbild ich gerne mal kenenlernen würde. Klingt etwas nach Absurdistan. Ins Herz der grünen Linken hat sich Frau Herrmann mit ihrer Bemerkung geschossen, das 2013 Wahlprogramm wäre völlig richtig gewesen. Nur, die Menschen hätten es halt noch nicht verstanden.
Da lobe ich mir einen altersweisen Bsirske, der aufzählt, wie Ver.di mobilisiert hat und doch ohne große Resonanz geblieben ist.
Um zum Besten zurück zu kommen. Linke Grüne, die, wie Jürgen in seinem Süddeutschen Interview, Entschiedenheit, Konfliktfähigkeit mit Reflektionsfähigkeit zusammenbringen, das ist gefragt. Bei der Realotruppe genügt man sich manchmal schon im Nett sein.
Wenn allerdings das dahinterliegende Paradigma weiterhin Antikaptialismus ist, weil sich niemand die Mühe macht, das Versagen politisch gesteuerter Systeme (Neudeutsch: Multistakeholderprozesse ohne zuordenbare Verantwortlichkeit und Entscheidungsverschleppung) zu reflektieren und damit einer wirren Idee politisch gesteuerter Gesellschaften das Wort redet, der katapultiert sich ins Abseits.
Und leider auch ein Gerhard Schick, der, wenn er die analytische Ebene verlässt, seine Macherträume austräumt. Da ist er, der es besser wissen müsste, in seiner Papiergläubigkeit gefangen. Den Umbau der Sozialsysteme, ökosoziale Transformation und ein solidarisches Europa zu bauen, wir er die drei Kernanliegen für die nächste Legislaturperiode beschrieben hat, klingt nach dreifachem Grössenwahn.
Und davon haben die Deutschen einfach genug. Der Grüne Korridor wäre Politik mit Haltung. Und mit Gefühl fürs Umsetzen. Auch wenn Grün in der Realität (den Ländern) so handelt, verstanden haben sie das nicht.
Und zwar weder Fundis, noch Realos.