Es geht nicht um Freiheit, es geht um Hordendenken. Ein junger Mann, Edward Snowden, hat der Welt gezeigt, dass die Verteidiger der Freiheit, die USA, gar nicht die Freiheit meinen, wenn sie von ihr reden, sondern die Sicherheit ihres Geschäftsmodells. Das Land, in dem niemand dem anderen traut und in dem es deshalb gerechtfertigt ist, dass jeder mit seiner Knarre unterm Kopfkissen schläft, hat Recht, wenn es seinem Staat mißtraut. Aber es liegt falsch, weil gegen Datenklau kann man sich nicht mit der Pumpgun wehren. Und Bürokraten, die eine Rechnung mit den USA offen haben und Autokraten wie Putin und der ecuadorianische Präsident sind plötzlich Garanten der Freiheit, da der ganze Westen im Weggucken brilliert.
Ein paar Bemerkungen zu einer globalen Schieflage.
Erstens: Es gilt Murphys Gesetz: Alles, was schiefgehen kann, geht auch schief. Und so ist es kein Wunder, dass unter den mehr als 850.000 Mitarbeitern sich einer entschließt, aufzudecken.
Zweitens: Die Reaktionen des Westens: Beschämend. Es ist an der Zeit, das wir den Stellenwert von Freiheit und Bürgerrechten auf seine Belastbarkeit überprüfen.
Drittens: Man ist etwas verwundert, wie wenig Aufschrei es gibt. Der amerikanische Journalist Thomas Frank stellt nüchtern fest, dass dieser Skandal niemanden aufregt. Der Grund: Durch Hollywood sind wir präventiv darauf vorbereitet, dass es ist, wie es ist. Gewöhnung ans Ungewöhnliche.
Viertens: Es zeigt sich immer wieder: Wer in dieser Welt punkten will, darf nicht zu wählerisch sein, sondern muss auf dem schmalen Grad kurzzeitiger Pakte wandeln. Die „moralisch Richtigen“ sind zu unmoralisch.
Gut, dass man das weiß. Verantwortung muss jeder und jede für sich selbst definieren.