Demokratie ist……

…. ein Blanceakt mit unsicherem Ausgang. Der Westen, der mit dem Ende des Ostblocks scheinbar den Sieg errungen hat, muss sich neuen Herausforderungen stellen. Sie lautet: Wie ernst nehme ich mich selbst. Urteil des us-amerikanischen Supreme Courts: Schwarze werden nicht mehr diskrimiert, also wird das Diskriminierungsverbot ausgehebelt. Spiegel online berichtet

So zeigt sich, dass auch Demokratie nur ein Arrangement verschiedener gesellschaftlicher Gruppen miteinander ist. Die USA tun sich da schwerer, der Konsens wird seit einigen Jahren nur mehr auf der Oberfläche erzielt, die Fliehkräfte des Landes nehmen zu.

Auf der einen Seite starke Einwanderung, auch illegale Einwanderung, der Triebsatz der ungeheuren Dynamik des Landes. Wir erinnern uns an Charly Chaplins „Moderne Zeiten“, das Räderwerk der Industrie, das Menschenmaterial auffrist. Geht auch in postmodernen Dienstleistungsgesellschaften. Spätfolge dieser offensiven Einwanderungspolitik ist, dass die Hispanics jetzt bald die Mehrheit der Gesellschaft bilden.

Die Triebkraft des Landes: Einmal eine einfallsreiche Finanzwirtschaft, die neue Konzepte entwickelt, mit denen sie die Welt für den Größenwahn und das Selbstbild des Landes zahlen lässt. Und dann ein hochinnovatives Einsprengsel der Informationstechnologie, zumeist in Californien, zum Teil auch anderswo, das über zentrale Technologien weiterhin eine weltweite Führungsrolle hat.

Dann die weiße Elite der USA, ein Staat im Staat. Man wird Obama nur gerecht, wenn man seine Nichterfüllung von Versprechen vor dieser Herausforderung liest: Der erste Schwarze an der Spitze des Staates zu sein. Das Supreme Courts hat klar gemacht, wo der Hammer hängt. Bei den Weißen.

Und schließlich: Die Macht der Evangelikalisten und der Tea Party, ein Abgesang auf die Moderne. Auch ein vermeindlich „modernes“ Land kann sich vormoderner Triebkräfte bedienen. Der Glaube kann Berge versetzen und wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren. Im Grunde zeigen sich darin Elemente einer Rückkehr zur Stammesgesellschaft, hier eine Stammesgesellschaft der Weissen, paranoid geworden durch 9/11, eine Gesellschaft, die vor lauter Paranoidität selbst seiner eigenen Identität beraubt. Stichwort Überwachungsstaat.

Wer die aktuellen Entwicklungen extrapoliert, stellt fest, dass es nicht mehr weit hin ist in eine Apartheitgesellschaft. Eine weiße Minderheit steuert, freilich vermeindlich immer im Interesse des Ganzen, die Gesellschaft. Wenn man verstehen will, wie heterogen Gesellschaft sein kann, wie wenig Zusammenhalt es benötigt, damit es weiter geht, kann das hier sehen.

Aber gut ist das nicht!

Der Westen hat in vielen Bereichen noch die technologische Kompetenz und damit über Innovation die Führungsrolle inne. Seine Idee, die Demokratie in die Welt zu tragen, ist großflächig gescheitert. Man kann Regime, die einem nicht passen, der ganze Nahe Osten ist voll von solchen Beispielen, kaputtbomben, eine Gesellschaft aufbauen, das haben die USA lediglich in Deutschland (West) einmal vermocht: Weil die Gesellschaft ökonomisch und kulturell reif war, für diesen Schritt. Weder Afghanistan noch der Irak sind Erfolgsmodelle demokratischer Gesellschaften. Indien ist erfolgreich trotz seiner politischen Klasse, Brasilien muss sich gerade seiner ersten Auseinandersetzungen erwehren, es wird sich zeigen, ob die Kräfte der neuen Mittelschichten sich zu Demokratie und Gemeinsinn bekennen. Oder nur eine neue Generation im Kampf um die politische Macht ist. In Südafrika sieht es nicht viel besser aus. Ganz im Ernst: Das scheint ein bürokratisch geführtes, kommunistisch getarntes China in vielem besser regiert aus.

Es wird Zeit, dass die politische Elite des Westens seinen eigenen Wählern reinen Wein einschenkt, sie nicht brot-und-spiele-mäßig entertained oder stillstellt, sondern sie gewinnt, mitzumachen. Nur eine Gesellschaft, die eine Wahrnehmung von sich selbst hat und die mit Selbstbewußtsein und Offenheit für einen „global deal“ bereit ist, die eigenen Interessen den Interessen der anderen und des Planeten in Relation zu stellen, wird weiterhin eine Führungsrolle behaupten können. Indem sie ihre eigene Rolle relativiert. Und damit ernsthaft ausfüllt.

Das ist noch ein weiter Weg!

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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