Der Buchhandel klagt. Die Verleger auch. Aber wärend sich die Branchen weiterhin in Rettungsversuchen der alten Formen versuchen, erlaube ich mir eine zukunftsoffene Beschreibung. Ausblicke und Einblicke.
Die FAZ von 17.03.2010, Feuilleton, S. 33 hat in einem interessanten Beitrag (Autor: Hannes Hintermeier) die veränderte Gefechtslage im Buchhandel beschrieben: Der Handel, allen voran Hugendubel und Thalia, hat, auch die Süddeutsche hat darüber bereits auf Seite 3 geschrieben, die Macht übernommen. Rabattschlachten, die Reduktion zahlreicher Vertreterbesuche und Verkaufsgepräche, die Konzentration auf Bestseller und Nonbooks (1/3 der Fläche, heißt es, werden dafür künftig bereit gestellt), sind,die zentralen Elemente.
Ist das das Ende des Buchs? Das Ende der Kulturgesellschaft Deutschland, das Ende der Buchhändler, das Ende de Wissens, wie manche glauben machen?
Nee, ich glaube das nicht. Aber abseits des Glaubens geht es darum, wie eigentlich die heute noch auf dem Markt befindlichen Akteure, sprich, Buchhändler und Verleger, auf diese Herausforderungen antworten können?
Und aus Sicht der Akteure geht es darum, wie sie unter geänderten Rahmenbedingungen Gestaltungsfähigkeit zurück erobern können.
Antwort eins: Indem sie ihre institutionellen Grenzen hinterfragen, auflösen und sich darauf konzentrieren, handlungsfähige und „größenrelevante“ Stärke zu kriegen. Das mag mühseelig sein, unmöglich ist es aber nicht. Denn es gilt, auf der einen Seite Effizienzgewinne und Verhandlungsmacht zu beweisen und auf der anderen Seite das Kulturgut Buch zu erhalten (wenn man daran glaubt).
Antwort zwei: Indem sie auf der Suche nach den richtigen Lösungen die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit tun. Und sie zuvor gut vorbereiten. Soll heißen: Es geht in der ersten Phase darum Vertrauen zu Akteuren mit ähnlichen Intentionen her zu stellen. Und darüber hinaus ist es notwendig, die neue Rolle des Internets für das eigene Geschäftsmodell (ja, auch da muss mancher Buchhändler und mancher Verlag umdenken) zu erproben und darin relative „Sicherheit“ zu gewinnen).
Erst in dritter Instanz kann man sich dann überlegen, wie man das Ganze politisch flankieren müsste. Tatsächlich hat man in Deutschland aber immer das Gefühl, es gehe um die politischen Klagen und die Sicherung der Rahmenbedingungen für eine „Weiter so“-Existenz. Insofern sind die Unternehmer zuweilen auch nicht besser als vielgescholtene Hartz IV Bezieher. Auch die definieren, gemeinsam mit den Sozialpolitikern, ihren Handlungsrahmen nur in einem schlichten „wir haben die Arbeit verloren; wir benötigen staatliche Absicherung“. Und vergessen darüber, dass diese staatlich garantierte Absicherung dazu benutzt werden kann, dass das Selbstvertrauen in die eigene Lösungskompetenz, den Mut, sich auf neue Wege zu begeben und sich neu zu definieren, durch solche Absicherungsmodelle verdrängt werden kann. Aber das ist zwar dasselbe Thema „Zukunftsorientierung“, aber doch in einem anderen Bereich. Und deshalb soll darüber an dieser Stelle geschwiegen werden.