Richard Florida muss seine Theorie rund um die kreative Klasse und das Wachstum kreativer Städte korrigieren. (Berliner Zeitung vom 10.4.2013) Was sagt uns das?
Nein, es geht nicht darum, ihm Betrug oder unsaubere Arbeit vorzuwerfen. Stattdessen ein paar Anmerkungen zur Rolle von Theorien und wissenschaftlichen Erkenntnissen
1) Knackige Theorien lieben wir alle. Weil sie uns helfen, die Welt mal mit zugespitztem Blick zu durchforsten. Aber das heißt auch: Sie als Filter zu betrachten, um bisherige Überzeugungen und Positionen zu revidieren.
2) Theorien haben aber immer einen Preis: Die Ausblendung von „Randfaktoren“. Diese Randfaktoren gehören aber zur Welt, zur Politik, zur Realität. Wer diese Randfaktoren ausblendet, gerät in Gefahr, zu überzeichnen, zu übersteuern. Und damit zu versagen. Das Theorem der postmateriellen/postindustriellen Gesellschaft ist so ein Beispiel. Die Länder, die auf die Finanzwirtschaft gesetzt haben, USA und UK, haben jetzt massive Probleme, das „hinterherhinkende“ Deutschland bleibt vornedran. Was auf einen weiteren Umstand verweist. Es kommt auf die eigenen Stärken und Schwächen an. Die Stärken gilt es auszubauen, die Schwächen zu minimieren.
3) Bleibt eine banale Erkenntnis: Zwar kann man mit einer zugespitzten Theorie produktive Diskussionen auslösen. Wenn es aber darum geht, die eigene Strategie zu definieren, tut man gut daran, zu differenzieren und nicht alles auf eine trendige Karte zu setzen.