Der Wahn der Modellbildung. Better Politics

Es kommt so rational daher, im Kleide der Wissenschaft. In der Medizin nennen sie es „Evidenz based medicine“, im Bildungsbereich wird mit Pisa und anderen wissenschaftlichen Verfahren Leistung gemessen und daraus Handlungsperspektiven abgeleitet. Alles aus dem Blickwinkel der Nichtbeteiligung. Das, so meine These, ist oft teuer und sinnlos. Es führt dazu, dass Macht- und Erkenntnisoligopole sich durchsetzen gegen die Intelligenz der Vielen, die kreative Kraft der Zerstörung, die Suche nach der besten Lösung zu einem Streben nach einer besseren Lösung macht. Und daraus die beste Lösung entstehen lässt.

Des Suchens nach kleinen Lösungen, die sich, durch Ausscheiden und Übernahmen, zu einem großen Ganzen formen, das, selbstverständlich, wenn es zu groß wird, auch wieder eingebremst werden muss.

Ob das Modell nun „Schwarmintelligenz“ oder nicht ganz so sanft, „Rat Race“ genannt wird, kann dabei außen vor bleiben.

Festzuhalten ist dabei, dass die Demut des Betrachters und Analysten ein zentrales Moment wird. Die Demut, dass sich Dinge eben anders entwickeln, manchmal auch besser entwickeln, als man gedacht hat und dass es darum geht, erst diese Entwicklung und die Logik zu verstehen, bevor man mit endzeitlichen Gesamtkonzepten seinen Blick, seine Benchmarks formt und damit möglicherweise bessere, weil noch unentdeckte Lösungen verhindert.

Soweit das Credo einer sozialreflektierten Handlungswissenschaft mit folgenden Geboten:

1) Trete dem Gegenstand deiner Betrachtung mit Respekt und Neugier gegenüber
Lerne zu unterscheiden, dass der Wunsch nach Vereinfachung eher aus der Einfalt und dem begrenzten Verstand des Wissenschaftlers entsteht als aus dem Gegenstand der Betrachtung. Die Welt ist immer multifaktoriell, während Wissenschaft erkenntnistheoretisch aus Rezeptionsgründen vereinfacht.

2) Lerne in vorläufigen Hypothesen zu denken: Was sind die grössten Hindernisse auf dem Weg zu einer besseren Lösung, was sind die wichtigsten Faktoren, die bessere Lösungen entstehen lassen.

3) Wo zeichnet sich ab, dass aus dem Zusammenhang von Wissen und Macht Kartelle entstehen? Wie lässt sich das verhindern?

4) Wie lässt sich ein Mehrebenensystem innovativer Institutionen und Arrangements denken? Eines, das Individuen und deren Interessen, Institutionen und ihre Führung und das Gesamtsystem zusammen denkt.

5) Streit und Widerspruch ist der beste Quell der Erkenntnis
Beim Widerspruch prüfe nicht, ob falsch oder richtig, sondern, unter welchen Umständen wäre der Einwand richtig. Und schätze dann ab, ob er relevant ist.

Wissenschaft und Politik betreiben, zusammen mit global agierenden Unternehmen vor allem eines: Die Verödung unseres Denkens, indem sie versuchen, alles über einen Manistreamkamm zu scheren.

Das nimmt der Gesellschaft die Kraft, aus sich heraus Lösungen zu entwickeln.
Es gibt keine wirkliche Alternativlosigkeit. Sondern nur eine Macht, die das Denken in Alternativen verhindern will.

Die Gegenthese: Auch fehlerhafte Konzepte sollten in die Umsetzung gelangen. Sie sollen nur in ihrer Reichweite begrenzt werden. Denn wenn eine Gesellschaft nur debattiert und nichts anpackt, zerredet sie sich. Reden sollte simuliertes Handeln sein. Wenn aus simulieren, probieren und dann machen wird, ist das ein super Weg zur besseren Praxis.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

Schreiben Sie einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .