Siehe auch: Spiegel, 30/2014, Wissenschaft
Jetzt ist es also so gut wie amtlich. Mamographiescreening hilft nichts. Die Idee, dass man dem Brustkrebs am besten zu Leibe rücken kann, wenn man ihn frühzeitigst entfernt, hat, dreißig Jahre nach Beginn der entsprechenden Untersuchungen keine Bestätigung gefunden. Was heißt das?
Alle namhaften Studien sagen, zwischen gescreenten und nicht gescreenten Patienten gibt es keinen Unterschied im Anteil der Erkrankungen.
Das Mamographie Programm ist ein 220 Mio. € schweres Programm.
WARUM DAS MAMOGRAPHIE-SCREENING NICHTS BRINGT. UND WAS DAS BEDEUTET.
Das Mamographie-Screening baut auf der Annahme auf, dass sich Krebs langsam und stetig entwickelt. Wenn man ihn also erkennt. …..
Dem ist aber offensichtlich nicht so. Krebsgeschwüre wachsen unregelmäßig, bilden sich manchmal wieder zurück, ohne jemals auszubrechen. Man hat also eine Entscheidung getroffen, ohne das notwendigerweise tiefergehende Verständnis der Erkrankung zu haben.
Auf der anderen Seite ruft die darauf folgende Behandlung auch Folgeschäden auf. Wer diagnostiziert ist, wird bestrahlt, nimmt Medikamente, die zur Schädigung des Körpers führen. Das verursacht andere vorzeitige Todesarten.
Kein Vorwurf! Und wenn jetzt Karl Lauterbach, der sicherlich nicht beliebteste der deutschen Politiker, das einräumt, obwohl er das Programm 2002 mit auf den Weg gebracht hat, Chapeau! Wir hoffen, er macht dafür nicht seine damalige Ehefrau verantwortlich, die Leiterin eines Tumorzentrums war. Man und Frau können sich auch irren.
Welche Schlussfolgerungen gilt es zu ziehen:
1) Auch scheinbar naheliegende Schlussfolgerungen müssen nicht so naheliegend sein.
2) Die Schlußfolgerung liegt nahe, dass Krebs verschiedene Ursachen haben kann, genetische, Umweltbedingungen, aber auch mentale Dispositionen. Nur erfordert das ein komplees Vorgehen, um Zusammenhänge festzustellen. Das alte kritisch-rationale Paradigma, Faktoren isolieren, Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge feststellen und dann munter die Therapievorschläge darauf aufzubauen, funktionieren nicht. Es gibt keine Wahrheiten, insofern wäre die Verfolgung alternativer (im Sinne unterschiedlicher) Forschungs- und Therapiestränge ein durchaus sinnvolles Konzept. Dazu müsste man aber auch den evidenz based medicine Ansatz etwas in Frage stellen.
3) Auch die Frauenbewegung kann sich irren, Emma hat das Screeningprogramm bis heute eisern verteidigt.
4) Auch die Therapiemöglichkeiten haben sich geändert, heute gibt es nicht nur mehr die „Hammermethoden“, zudem kann man zielgenauer identifizieren, wer genetisch prädisponiert ist. Vielleicht kann man auch verhaltensinduzierte Prädispositionen feststellen. Vielleicht, indem man Pilotstudien mit behandenden Ärzten macht, um „Verdachtspfade“ identifizieren zu können.
Das wäre innovativ.
Das Geld für all die schönen Mamographiezentren wäre dann natürlich weg. Dann würden sich immerhin auch Ärzte merken, dass sie sich schon auch die Frage stellen sollten, ob das, was sie tun, Sinn macht.