Blüms Spruch ist bekannt. Und falsch. Die Politik hat da viel rumgeschraubt und einiges, aber eben zu wenig verbessert. Wenn man es an abstrakten Kriterien wie „menschenwürdiges Leben“ etc. misst.
Mit der Pflege ist es ebenso, nur schlimmer. Wir reden darüber, seit Jahrzehnten, schleppend wird da auch ein System aufgebaut, nach Amazon Lieferdiensten sind die mobilen Pflegedienste die dominierenden Verkehrsteilnehmer in Stadt und Land.
Jetzt soll die Pflege verbessert werden. Und die Schlagworte poppen auf. Sockel-Spitze-Tausch, Pflege-Bürgerversicherung und andere, alles Vollkasko Versprechen.
Der PKV-Verband stellt sich argumentativ gegen die Versprechensarmada der Politik auf. Rücklagen aufbauen. Mehrere Säulen schaffen. Eigenvorsorge propagieren. Die Argumente sprechen für die PKV Vertreter, eine Steuerfinanzierung löst das Problem nicht, es verschiebt es nur auf später.
Das ist alles ehrenwert. Und richtig. Ich höre mir dann die Argumente an und denke mir: Nein, das greift nicht. Denn einerseits reden immer mehr Menschen über die Pflege, weil sie Eltern, Angehörige haben und deswegen betroffen sind. Weil sie wahrnehmen, dass die Pflege in Deutschland, wenn schon nicht durch Angehörige (oder AUCH durch Angehörige) durch Frauen aus Osteuropa, von Polen bis Ukraine gestemmt wird. Oder/Und, weil sie die Zustände in Pflegeheimen, alle qualitätsgesichert, kennen. Ohne den Menschen, die in den Heimen arbeiten, zu nahe zu treten zu wollen: Zertifikate ändern nichts. Die Wirklichkeit zählt.
Das beschäftigt die Menschen.
Politik ist ein Versprechenswettbewerb. Einerseits. Auf der anderen Seite: Wenn man die Versprechen ernst nimmt, wenn man die institutionelle Verfasstheit wahrnimmt und wenn man den finanziellen und personellen Bedarf, der für eine Vollkasko-Pflege mit Menschenrechtsverpfichtung und Wohlfühlfaktor notwendig wäre, ernst nimmt, weiß man, das kann, so und so, nicht funktionieren.
Die Lösung? Nicht diese konzeptionellen Scheindebatten „von oben“. Sondern Verstärkung von Ansätzen „von unten“. Die Pflege an den Menschen ausrichten. Vor Ort hinsehen, funktionierendes verbessern und verstärken. Und, das natürlich auch, die Finanzierung stärken.
Aber wie man diese Wende hinkriegen soll, keine Ahnung. Linke, SPD und Grüne versprechen Vollkasko, im Hinterkopf wissen sie, dass das alles Versprechen auf Pump sind: Hauptsache, die Gewichte sind erst mal verschoben. Die CDU und die FDP stehen blank da. Nachkriegsdeutschland ist, vor allem im Westen, ein staatsgläubiges Deutschland. Entweder.
Oder man nimmt mit, was man kriegt. Das kann man auch, wenn man den Glauben ans Ganze verloren hat.
Ratlosigkeit ist im politischen Geschäft nicht gefragt. Es gibt keine Probleme. Es gibt nur Herausforderungen.
Sagt man so.
Vorschläge?