Die Welt, in der wir nicht leben. Merkel, Microsoft, Manning und mehr. Juni 2013

In welcher Welt leben wir eigentlich? Ich neige nicht zu Verfolgungswahn. Aber resumieren wir mal die Vorgänge der letzten Woche. Mit nur etwas Distanz betrachtet, gewinnt man den Eindruck, die Begründung unseres Gesellschaftssystems, Freiheit, Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, hätten mit der Realität nur wenig zu tun. Ein Sonntagsresume.

Innenpolitisch: Die Kanzlerin verschärft ihr Konzept der asymmetischen Demobilisierung, indem sie die totale Demobilisierung betreibt, also jeden zu verwirren, bis sich niemand mehr auskennt. Alle Parteien sind im Ausgabenmaximierungswahnsinn gefangen, weil sie glauben, nur damit Glaubwürdigkeit und Gerechtigkeit wieder herstellen zu können. Können sie nicht, weil es der Regierungstruppe an Führungsfähigkeit fehlt. Beispiel Verteidigungsminister. Da läuft das größte Beschaffungsprojekt der Bundeswehr, die Drohnen, aber der Verteidigungsminister weiß von nix. Na ja, man dachte immer, das wäre einer, der wenigstens regieren könnte, aber jetzt duckt er sich weg. Feigheit kommt gerade in der Truppe ganz schlecht an.

Wechsel ins Ausland: Die USA, stellt sich heraus, kann, offensichtlich sogar just in time, die Daten aller großen amerikanischen Provider und Unternehmen auslesen. Bei Google war einem das schon klar, als Deutscher Microsoftkunde will man jetzt aber wissen, wie sich das Unternehmen verhält. Oder vielmehr, das unterliegt ja alles der Geheimhaltung, weshalb das Unternehmen auch lügen darf/kann/muss. Im Gegenzug muss Bradley Manning möglicherweise lebenslang (dh. ohne Begnadigung) in den Knast, weil er die Lügen der CIA, der Heckenschützen der „freien Welt“ aufgedeckt hat.

Man kann das alles mit „war notwendig, um an der Macht zu bleiben“ oder „war notwendig, um den Kampf gegen den radikalen Islamismus zu führen“, verteidigen. Wäre also wieder mal das „Sachzwang“-Argument. Dass diese Sachzwänge dauerhaft die Glaubwürdigkeit unserer politischen und wirtschaflichen Führung untergraben, tut offensichtlich nichts zur Sache.

Frage: Wodurch unterscheiden sich Politiker, die für Wählerstimmen alles tun, von Unternehmen, die für Shareholdervalue alles tun? Bei beiden geht es darum, zu Gunsten des eigenen Machterhaltes eine nüchterne Bestandsaufnahme und Perspektiventwicklung zu unerbinden. Zynismus der Machterhaltung.

Wenn es um Führung und Zusammenhalt in dieser Gesellschaft geht, sollte die Politik da mal bei sich selber anfangen. Kostet kein Geld, sondern nur Ernsthaftigkeit und Haltung. Wär mal was!

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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