Das Profil der Eigenständigkeit wird für Grüne überlebensnotwendig. Der neue Spiegel beleuchtet drei Aspekte, die das belegen.
Einmal die weiterhin anhaltende Ratlosigkeit und Planlosigkeit der SPD, ihr linkspopulistisches Programm mit einem eigensinnigen Kandidaten zusammenzuschnüren. Der Versuch droht zu scheitern, weil eins plus eins nicht immer zwei, sondern manchmal auch Null ergeben.
Die anderen beiden Aspekte betreffen die GRÜNEN. In Bayern, wird gemeldet, können sich sich fast die Hälfte aller GRÜNEN Anhänger ein Bündnis mit der CSU vorstellen. Schluck, das muss man sich mal vor Augen führen.
Wichtiger aber: Die wachsende Zustimmung für GRÜNE im ländlichen Raum, die in Niedersachsen zu konstatieren war, -auch darüber schreibt der Spiegel-, hat eine Ursache: Einen inhaltlichen Kurs der Eigenständigkeit. Durch das Aufgreifen der Themen, die den Menschen auf dem Herzen liegen. Der wird umso wichtiger, je stärker sich die SPD auf ihre eigenen Flügelauseinandersetzungen konzentriert und auf einen linkspopulistisches Umverteilungskurs einschwenkt. Das ist etwas anderes als der notwendige Gerechtigkeitsdiskurs, der dringend ansteht.
In der politischen Auseinandersetzung außerhalb der Medien, also in den Köpfen der Menschen und an den Stammtischen, geht es vor allem um die Frage: Wem vertrauen wir Führung an. Wer thematisieret die richtigen Fragen, wem trauen wir zu, dass er die richtigen Fragen auch mit dem richtigen Augenmaß umsetzt. Wer nimmt uns ernst?
Das ist das gesamte grüne Potential. Die Menschen, die offen nach vorne sehen (auch wenn sie der Zukunft nicht ohne Sorge entgegensehen). Die wissen, dass es keine Patentlösung gibt, sondern behutsames Vorantasten. Und, ja, die lautstarke Lagerdebatte stört dabei. Aber wenn die medial inszenierte Lagerdiskussion in den Köpfen der Menschen überlagert wird von dem Eindruck, die machen das schon, dann ist das der richtige Ansatz, um die Wahlen erfolgreich zu bestehen und mit dem richtigen Vertrauensvorschuss selbstbewusst die richtigen Themen und Ansätze zu verhandeln.
Alles andere wird sich zeigen.
P.S. In diesem Zusammenhang ist auch das Blair Interview interessant. Auch er spricht vom Ende der Lager. Und er skizziert auch eine Linie, die für GRÜNE Europapolitik Bedeutung gewinnen könnte: Ein Ja zu Europa bedeutet nicht gleichzeitig ein Ja zu jedem Unsinn, der aus Europa über den gesamten Kontinent kommt. Cameron hat die Europadebatte eingeleitet. Es wäre Zeit, diese Debatte in der notwendigen Differenzierung aufzugreifen und auch darüber zu diskutieren, warum in Europa mit so viel Geld soviel Mist gemacht wird. Und was man tun könnte, um mit vielleicht weniger Geld mehr sinnvolles zu bewegen. Europa ist eine Wertegemeinschaft. Die Frage ist, wieviel Budget man dazu braucht.