Noch nie hat ein Gerät einen solchen Hype erzeugt wie der Ipad. Über die Frage des medialen Hypes habe ich entsprechende Anmerkungen bereits gemacht. MIt dem Ipad hat sich aber ein Issue herausgebildet, der noch zu größerer Bedeutung kommen wird: Die Rückeroberung des Netzes durch die ökonomische Verwertungsinteressen. Apple hat bereits von Anfang an darauf gesetzt, den Teil des Kuchens, der für das Unternehmen übrig bleibt, doch ganz üppig zu bemessen.
Die Gleichung lautet wie folgt: Wir nehmen den Mythos Apple, setzen von Anfang an auf das Image von Schick und guter Bedienbarkeit und erobern uns damit den Consumermarkt. Dabei weiten wir unseren Geschäftsbereich aus: Von der Vermarktung der Hard- und Software auf den Vertrieb von Content, den ITunes Shop. Durch den proprietären Aufbau des Vertriebskanals hat Apple auch die Hoheit über die dort vertriebenen Inhalte (die Frage des digitalen Rechtemanagements hat zu Holprigkeiten geführt, die das Unternehmen aber bewältigt hat). Der IPad setzt diese Linie einfach fort mit dem zusätzlichen Ansatz, dass auf einmal die Zeitungsverleger ihre Chance erkennen, hier den Zugriff auf ihre Inhalte zurück zu erobern.
Ja, die digitalen Citizens haben richtig bemerkt, dass es beim IPad nur um eine digitale Fernbedienung geht. Nein, sie haben aber nicht bemerkt, dass die digitale Fernbedienung von Inhalten genau das ist, was viele Menschen, die keine Nerds sind, wollen. Ein Werkzeug, das funktioniert und schick aussieht. Insofern geht die Kritik zu weit.
Was allerdings tatsächlich offen bleibt, ist die Frage des Zugriffs. Was in einen Apple reinkommt, das bestimmt Steven Jobs. Und sonst niemand. Die Diskussion über die Entlohnung der Apps-Entwickler ist im vollen Gange.
Tritt man einen Schritt zurück und betrachtet das Gesamtszenario, rückt auch Google in den Blick. Hier die Datenkrake Google, die OpenSource zu seinem trojanischen Pferd macht, Marktdynamik zu erzeugen und die Entwickler-Society als Umfeld zu gewinnen, dort Apple mit seinem zentralistisch gesteuerten Marktmodell. Microsoft, erkennen wir hier, hat auf diesem Gebiet keine Strategie und keine Aktien. Wie so oft, wird das Unternehmen mit Mee-Toos punkten wollen. Einen Zune hier, ein Bing da. Aber da die Marktmacht von Microsoft im Netz gebrochen ist, wird das Unternehmen, wenn es keine eigenständige Strategie entwickelt, keinen Fuß auf die Erde kriegen. Windows 7 wird dann der funktierende Abschluss einer soliden Betriebssystemsoftware, die dann keiner mehr braucht.
Es sieht so aus, als rüste sich die Welt zum digitalen Weltkrieg. Lächelnd zwar (don’t be evil) oder ISchick, aber ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn die globale Civil Society nicht aufwacht, wird es ein böses Erwachen geben. Und: als Nutzer können wir uns doch zwischen Skylla und Charyptis entscheiden.