Warum man sich für manche Zertifikate nichts kaufen kann.
Der PflegeTÜV zeigt die Schwächen zentral politisch entwickelter Zertifizierungssysteme. Beurteilt werden nämlich nicht Pflegeleistungen, sondern Artefakte aus Papier. So passiert es, wie beispielsweise die Berliner Zeitung in einem sehr schönen Beitrag zeigt, das nicht Leistung, sondern Dokumentationsleistung belohnt wird. Die Zwischenbilanz: Fast alle Heime kriegen super Noten, der bundesweite Durchschnitt liegt bei 1,2, das kommt deswegen, weil weder die Politik Interesse hat, schlechte Leistungen bescheinigt zu bekommen, weil sie sonst finanziell nachlegen müsste, noch die Träger der Heime, mit denen man das Zertifizierungssystem ausgeklüngelt hat.
Womit wir zur zentralen Frage kommen: Was wären den Alternativen zu einem von den Betreibern und den Finanziern unabhängigen Zertifizierungssystem? Ganz einfach: Die Meinung der Bewohner und Angehörigen, das umgefilterte Urteil, die umgefilterte Meinung derer, die die Alltagsleistungen beurteilen können. Oder ein offenes Forum, in dem eben Betroffene ihre Meinung und ihr Votum abgeben können. Ja, da wird es am Anfang große Fehlurteile geben. Aber der Vorzug eines solchen Systems läge darin, nicht manipulierbar zu sein, unabhängig von „politischen“, und damit sachfremden Einflüssen. Es ist ein System, das sich, einmal eingerichtet, ständig verbessert, weil es aus den eigenen Fehlern lernen kann.
Nur müsste sich dazu eine Initiative entwickeln, die von unten, außen, von staatsunabhängigen Organisationen getragen ist. Eine privatwirtschaftliche oder zivilgesellschaftliche Organisation, nur mit dem Ziel, Einblick in die Situation der Pflegeheime zu geben.
Das wäre was. Sozusagen unabhängige Kräfte in einem sonst abhängigen Markt.