Issuechange. Die Welt fühlt sich anders an.

Irgendetwas fühlt sich anders an in der politischen Großwetterlage. Eine Stimmungsaufnahme, um nachzuspüren, was es ist.

Blicken wir zurück auf die großen Ereignisse: Das Ende des Ost West Konfliktes, 9/11. Und jetzt? Globale Ratlosigkeit. Und
Rastlosigkeit

Als die Mauer fiel, haben vorschnelle Wissenschaftler das Ende der Geschichte ausgerufen. Es ist anders gekommen, statt dem staatlich organisierten Konterpart „Formierter Sozialismus“ ist ein unbeherrschbarer, soziokulturell schwer greifbarer, radikalislamisch befeuerter Globalterrorismus entstanden. Absurderweise gefördert von treuen Bundnispartnern des Westens.

Der Westen hat das mit einer klassischen militärischen Kampfansage beantwortet.

Gebracht hat das nichts.

Als Hoffnungszeichen gab es zwischenzeitlich noch den arabischen Frühling. Euphorische Begeisterungsstürme im Westen, sah man doch die osteuropäische Blaupause „Demokratie von Unten“ als Modell.

Die Blaupause hat nicht gepasst. Die Gesellschaften des nahen und mittleren Ostens sind nicht so. Oder die drunterliegenden ökonomischen Konfliktlagen lassen das nicht zu.

Auch die Vorgänge in der Türkei, in Russland, jetzt in der Ukraine machen eines deutlich: Der Westen hat keinen Plan. Der Westen hat die Macht verloren, eigene Massstäbe, Werte durchzusetzen. Er steht nackt da, es geht nicht um Menschenrechte, Demokratie, es geht um die Sicherung der ökonomischen Einflusssphären des Westens. Ökonomischer Kolonialismus, aber was ist die Alternative? Die autoritären, aber dynamischen Kulturen, Staaten, Kontinente sind Partner und Konkurrenten. Sie pfeifen, Beispiel China, auf die Ratschläge des Westens, sie adaptieren und okkupieren nach ihren Bedingungen. Das Modell Autoritärer Staat“ ist in China anders als in Russland und der Türkei. Die aufstrebenden Demokratien, Indien, Brasilien, Südafrika taugen nicht als Blaupausen für vorzeigbare andere, bessere Entwicklungen demokratischer Länder mit freiheitlicher Wirtschaftsverfassung. Und die Vorgänge um Snowden, NSA und die verdruckste Haltung, die europäische Politik gegenüber den Werten im eigenen Hause hat, hinterlassen alle nur ein Gefühl: Der Westen torkelt nur noch, er hat sowohl die Handlungsfähigkeit als auch die Interpretationsfähigkeit, auch gegenüber der eigenen Öffentlichkeit, verloren.

Kein Mensch im Westen, zumindest im europäischen Westen, will einen Krieg gegen Russland führen. Weltoffenheit und Wohlstand haben ihren Preis: Die Menschen sind nicht mehr bereit, die eigene physische und psychische Unversehrtheit für abstrakte Werte, zudem in einem bedauernswerten Zustand, hinzuhalten.

Wir ahnen, dass das in Russland anders ist. Wer nichts zu verlieren hat, kann auch etwas gewinnen. Oben und unten.

Gefährliches Spiel. Und explosiv.

Europäische Politik täte gut daran, darüber auch zu reden. Ich korrigiere: Es ist nicht die Politik, die das tun müsste, es ist die Öffentlichkeit, Intellektuelle, Medien.

Was sind die neuen Maßstäbe einer neuen Weltinnenpolitik? Es geht nicht mehr um Schurkenstaaten und Lichtgestalten, entweder – oder, es geht darum, dass der ganze eigene hässliche Unterbau sichtbar geworden ist. Wir suchen also nach einem belastbaren Sowohl-als auch.

Man kann das nicht einfach wieder ausblenden.

Das ist anders als früher: Uns sind Maßstäbe, Bilder und Ideale verloren gegangen. Geblieben sind faktenreiche Ratlosigkeit.

Man kann es auch so sagen: Der Machtverlust des Westens ist jetzt auch auf der Bühne sichtbar geworden. Es gibt keine Regie mehr, es wird kein Stück aufgeführt. Stattdessen kleine Szenen, rechts, links, im Hintergrund der Bühne.

Wir suchen auf Ordnung. Aber wo?

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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