Jetzt auch bei den Grünen Baden-Württemberg: Disruptive Innovation!
Wigwam? Wigwam? Als ich den Namen das erste mal gehört habe, dachte ich, kenne ich gar nicht. Die baden-württembergischen Grünen führen also ihren Wahlkampf mit einer Agentur, die keiner kennt. Chapeau!
Jetzt stelle ich mir die CDU vor. Die fühlt sich ja noch immer wie die Regierung im Wartestand. Tatsächlich befindet sie sich im Winterschlaf. Und die CDU Landtagsfraktion, hier verhält sie sich spiegelbildlich wie die Grünen im Bundestag, gefällt sich in der Rolle entlarvender Anfragen, die zeigen sollen, dass der grüne Sumpf auch ein Auftragssumpf ist. Quod errat demonstrantum, was zu beweissen gewesen wäre. Aber weder der hier schreibende Huss, der schon Gegenstand von Landtagsanfragen war, noch die Agentur Ressourcenmangel, die für die Landesregierung arbeitet, hat den Zuschlag für die Wahlkampagne begommen. Nein, der ging an Wigwam.
Die Frage ist jetzt, wer eigentlich aus dem Zelt herausgekrochen kommt, das da für die Kampagne aufgestellt wird. Die Taz vom 20.5.2015, Achtung CDU!!! Anfragenverdacht!!!!!, lüftet das Geheimnis. Ein Kind vom Baume der Hirschen! (Insofern doch wieder eine Sumpfpflanze…). Zumindest einer der Wigwam Gründer dem Hirschenhause entsprungen ist, wie übrigens auch Ressourcenmangel, nur mal so nebenbei.
Was sagt das eigentlich? Mich persönlich nervt ja dieses undifferenzierte Umfeld- und Lobbyisten und proaktiv betriebene Denunziations- und Entlarvungsgetue. Dass jemand aus einem Umfeld, aus einer Denke, aus einer Tradition kommt, bedeutet ja nicht, dass es nur Sumpf ist, der für eine Entscheidung den Ausschlag gibt. Man kann jemanden kennen und sich trotzdem aufgrund von Leistung für ihn entscheiden.
Mir gefällt diese Vorstellung: Die Hirschen, die Kampaigning-Kommunikation in Deutschland (übrigens lange vor den Grünen, die erste Kampagne, die ich wahrgenommen habe, war die für Mobilcom) erfunden haben, streuen aus. Das ist disruptive Innovation. Das zeigt: Oft braucht es nur weniger Menschen, um etwas Neues in die Welt zu setzen. Und zweitens fällt mir dann ein Spruch von Newton ein: Zwerge auf den Schultern von Riesen. Eine gute Idee, eine gute Agentur, gute Kampagnen können (wird man sehen) noch besser werden, wenn die Kinder der Eltern deren Ideen in neuer Situation neu umsetzen.
Ich finde gut, dass diese disruptive Innovation im grünen Umfeld stattfindet. Das zeigt die Kraft, die in ihm steckt. Jetzt käme es noch darauf an, dass die Grünen die Neuerfindung von sich selbst entschieden(er) vorantreiben. Wenn grüne Staatssekretäre im Dienste der schwarzroten Regierung Energiewende 1.0 abarbeiten, könnten sich Grüne, übrigens auch im Bundestag, damit beschäftigen, was Grüne 2.0 oder 3.0 sein könnten. Besserwissen war gestern. Bessermachen ist künftig gefragt. Baden-Württemberg macht wieder mal vor, wie es gehen könnte.
Salve Caesar, morituri te salutant!