Kanzlerdämmerung. Mit Peer Steinbrück

Beim Schaulaufen von Gerhard Schröder haben die öffentlich-rechtlichen noch nicht so mitgespielt. Die Kür des Kandidaten fand gegen die Partei und mit dem Spiegel statt. Jetzt setzt Peer Steinbrück an. Mit Helmut Schmidt an der Seite. Und Günter Jauch hat die Change genutzt, seine Sendung zur Krönungsmesse zu machen. Was dabei so alles auffällt.

Man könnte sagen, mit Politik hat das Gänze nichts mehr zu tun. Die Witzchen, die sie machten, das Geplänkel, das Reden über das Verhältnis von Politik und Wirtschaft, über Finanzkrise, alles ok. Rhetorisch. Aber im landläufigen Sinne hält keine Politik mehr.

Auf der anderen Seite hatte ich diese Woche mal die Möglichkeit, durch das Programm zu zappen‘ Mittwoch und Donnerstag, ich weiß ja nicht, was die öffentlich-rechtlichen dazu getrieben hat, noch mehr Talkshows zu machen. Blieb dann an der eigentlich nicht so schlechten Illner Sendung hängen, ebenfalls über die Finanzkrise und dachte mir, wer bitte, soll das alles schauen. Wer bitte soll das alles verstehen, die Rettungspakete, die Wortpakete, die die Rettungspakete begleiten, usw., usw.

Die Details durchschaut doch sowieso niemand mehr. Und, klar, habe ich beobachtet, wer welche Punktsiege macht, der staatsmännische Trittin gewinnt weiter, aber sein spöttisches Lächeln, das hat er noch immer nicht ganz im Griff. Aber das war der Profiblick. Welchen Zuschauer soll das sonst interessieren?

Da hat so eine Krönungsmesse schon was anderes. Da nehmen Steinbrück und Schmidt den Ummut der Occupy Bewegung sozusagen von oben auf. Jetzt fehlt nur noch, dass sich Steinbrück vor die Frankfurter Oper stellt und das Gespräch mit den Demonstranten sucht.

Lessons learned? Wir werden sehen.

Auf jeden Fall schaltet die Politik jetzt in den Echtzeitmodus. Die künstlichen Inszenierungen fallen weg, die Dünnhäutigkeit der Staatschefs wird medial sichtbar, sie werden den Unmut der Menschen beschleunigen. So viel bornierte Ratlosigkeit war nie. So viel Kleinmut und Egozentrikt, der eine, Sarkozy, hat Wahlen, der andere, Berlusconi, da muss man nicht reden, die Dritte, Merkel, versucht zwischen einem nicht greifbaren Unmut der Deutschen, sie müssten alles zahlen, und der Notwendigkeit der Einigung einen Mittelweg zu finden. Und alles ohne Haltung.

Niemand mit Strategie, alle mit Taktik. Ja, vor diesem Hintergrund könnte Steinbrück, so aus dem Off, eine echte Wirkung zeigen. Die Macht, Vorgänge zu kommentieren und verständlich zu machen, bedeutet, Vertrauen zu gewinnen. oder, bei Steinbrück wird das wohl eher Respekt sein.

Riskant, aber nicht reizlos. Und vor allem: Alternativlos.

Auf jeden Fall: Die politische Agenda ändert sich nochmals. Die Sozialdemokraten, und offensichtlich gemeinsam, mobilisieren ihre Sozial- und Wirtschaftskompetenz. Wenn Gabriel und Steinbrück gemeinsam spielen, wenn die SPD darüber ihre Lust am Bohren in der Hartz IV Wunde verliert, dann, ja, dann kann es klappen mit dem Schaulauf zum Kanzleramt.

Oder zumindest zur großen Koalition.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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