Merkels Schwächen und Stärken

Man muss sein Bild von der Kanzlerin klar halten. Ihre Stärke, das Vier Augen Gespräch, Loyalität geht für Sie von innen nach aussen, von den Themen, die ihr wichtig sind, zu den Themen, die ihr nicht wichtig sind. Sozusagen eine Matrixstruktur der Führung.

Jetzt hat sie auch den geprügelten Hund der französischen Sozialisten eingefangen. Wie immer darf er das selbst kommunizieren. Es ist schon ein bestechender Führungsstil, der allerdings die Flaschenhalsfunktion der Politik noch stärker macht: Entscheidungen kommen nur dann zustande, wenn das Thema oberste Priorität hat. Bei einer insgesamt völlig ziellos regierenden Kanzlerin (Regiert wird, was auf den Tisch kommt) bedeutet das den Komplettausfall des gesamten Kabinetts.

Der FAZ-Artikel, der das berichten durfte:

SAMSTAG 20. JULI, 2013
Hollande weiß, was Merkel will
Eine kleine Plauderstunde mit Frankreichs Präsident
PARIS, 19. Juli. Die Vorspeise – Ententerrine mit foie gras und grünen Bohnen – ist kaum serviert, da erweist sich François Hollande auch schon als Merkel-Kenner. „Sie ist nicht schwer zu verstehen. Sie ist nur schwer zu überzeugen“, sagt der französische Präsident über die Bundeskanzlerin und grinst.

93 Journalisten, Franzosen und Auslandskorrespondenten, haben sich im großen Speisesaal der Maison des Polytechniciens im siebten Arrondissement eingefunden. Zum ersten Mal hat der Präsident sich von der Journalistenvereinigung der „Presse Présidentielle“ in Paris zum Abendessen einladen lassen. Es ist ein neues Genre der Pressearbeit, das Hollande am Donnerstagabend in Paris zu erfinden versucht. „Eine freundschaftliche Begegnung, die professionell bleibt“, so will der Präsident es verstanden wissen.

Sie wolle ihn gar nicht fragen, ob die Bundeskanzlerin ihn tyrannisiere, sagt gleich die erste Journalistin, die das Mikrofon erhält. Die Französin will dann wissen, was Hollande bei seinen vielen Auslandsreisen gelernt habe. Weil er ja vorher nicht so viel herumgekommen sei. Aber der Präsident will dann doch lieber über die Bundeskanzlerin sprechen. Seine „Beziehung“ mit Angela Merkel habe die Presse schon tiefenpsychologisiert, bevor er ihr das erste Mal in Berlin die Hand geschüttelt habe. An die ständige Frage, wie er mit ihr auskomme, habe er sich inzwischen gewöhnt. Aber eigentlich sei es gar nicht so schwierig, mit der Bundeskanzlerin auszukommen, die „sehr konstant“ sei. Sie wisse genau, was sie in Europa wolle und mit wem sie es wolle, sagt der Präsident: „Mit Frankreich.“

Hollande verliert kein Wort über die bösen Sprüche seiner Parteifreunde, die sich – wie der Präsident der Nationalversammlung Claude Bartolone – kürzlich eine „Konfrontation“ mit der Bundeskanzlerin herbeiwünschten. Nein, Hollande hat Angela Merkel verstanden – sagt er zumindest.

Als wettbewerbsfähige Exportnation trotz einer schrumpfenden Bevölkerung sei Deutschland mit sich selbst im Reinen. Die Franzosen aber suchten noch nach der „nationalen Erzählung“, die ihnen den Weg in die Zukunft weise. Die Verunsicherung seiner Landsleute sei darauf zurückzuführen, dass ihnen ein Bild vom zukünftigen Frankreich fehle. Genau das wolle er ihnen vermitteln, mit Reformen, die den Haushalt konsolidieren, aber auch den nationalen Zusammenhalt wahren. Der Präsident gibt sich zuversichtlich, dass die Euro-Krise überstanden ist. „Das Schlimmste ist immer möglich. Aber das Beste auch“, sagt Hollande – und erzählt von seinem Großvater, der immer mit dem Schlimmsten gerechnet habe. Nach den Bundestagswahlen im September, sagt Hollande, werde Bewegung in den europäischen Einigungsprozess kommen. Die Kanzlerin habe dann vier Jahre Regierungszeit vor sich, genauso wie er selbst, dessen Mandat 2017 endet. Den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück hat der Sozialist Hollande an diesem Abend offensichtlich völlig vergessen. (mic.) (Kommentar Seite 10.)

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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