Patientenwohl wird am Patienten entschieden. Wie man tatsächlich besser behandeln würde

Ein anderes Modell der Entwicklung der Gesundheitswirtschaft?

Wenn es um die Zukunft der Gesundheitsversorgung geht, reden die einen davon, dass man nicht so viel regulieren darf. Die anderen sehen in gesellschaftlich beauftragten Institutionen wie dem IQWIG, dem G-BA und der Selbstverwaltung in den Gesetzlichen Krankenkassen eine demokratisch legitimierte Steuerung des Gesundheitsgeschehens. Tatsächlich führt diese Politisierung und Bürokratisierung der Gesundheitswirtschaft zu einer Entschleunigung und Ablenkung der Akteure von ihrem Interesse am Patienten. Und an der Herstellung von Gesundheit.

Zeit, das Modell vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Räumen wir einmal mit einem Missverständnis auf: Die Politik hat das Recht, neue Arzneimittel zu bewerten und einen Preis festzusetzen. Sie hat sich den Kampf mit der Pharmaindustrie als ihren Lieblingskampfplatz definiert (und, trotz aller zaghafter Versuche, das zu ändern, gilt das Vice Versa auch für die Forschende Industrie). Aber bei diesem Versuch, den Gesundheitstiger zu reiten, baut sie vor allem neue bürokratische Hemmnisse auf. Mehr Papier, mehr Nachweis, mehr Debatte in tiefen Schützengräben, weil den einen geht es um Macht, bei den anderen um die Erhaltung eines Geschäftsmodells. Und alle reden sie von den Patienten. Und denken an Geld.

Zeit, mehr Nüchternheit einkehren zu lassen, über bessere Behandlung und Honorierung zu reden. Und darüber, wer eigentlich wofür Verantwortung übernehmen muss und kann, wie eine Honorierung aussieht, die gute Arbeit belohnt, aber auch Anreize schafft, die Dinge besser zu machen, die Verantwortung (und damit auch Risiko) an die Versicherten übergibt und nicht nur darüber redet, die ermöglicht, dass echter Wettbewerb stattfindet und nicht nur über angebliche Wettbewerbsmodelle (einschließlich der „Modellbildungen“) am grünen Tisch redet, anstatt Wettbewerb zuzulassen und dafür einen Rahmen zu schneidern. Die Monopole und Oligopole abbaut oder reguliert, aber handlungsfähige Strukturen zulässt.

Das Bessere entsteht dort, wo die Akteure das Bessere wollen.

Dann lassen sie uns doch mal darüber nachdenken, wo sich über das Verhältnis von Geld und Patientenwohl besser nachdenken lässt. Setzen wir dort an, wo das meiste Geld „verbrannt wird“. 50 Prozent der Kosten fallen bei 5 Prozent der Versicherten, und das in einem sehr begrenzten Zeitraum der Endphase ihres Lebens an. Das sind die multimorbiden Patienten, die von zahllosen Ärzten behandelt zwischen 5 und 10 Arzneimittel annehmen und deren Krankheitszustand damit oftmals stabilisiert, aber nur selten besser wird.

Dabei lässt sich feststellen:

1) Eine gemeinsame Behandlung ergibt bessere Ergebnisse als das bisherige Nebeneinander.
2) Für den Patienten zu sein bedeutet nicht, in seinem Namen ständig etwas zu behaupten, sondern ihn zum Ausgangspunkt der Behandlung zu machen
3) Die Behandlungsstrategien sind unterschiedlich, weil die Patienten so unterschiedlich sind. Es gibt also mehrere Konzepte richtiger Behandlung. Es geht hier um patientenadäquate Behandlung.
4) Die Frage der Prävention sollte mittelfristig einbezogen, kurzfristig aber außen vor bleiben.
5) Die teilnehmenden Ärzte und Kliniken sollten von Bürokratie entlastet werden (das ist der Bonus) und diese Freiräume nutzen, um ihre Behandlungsstrategien zu verbessern.
6) Die wissenschaftliche Begleitung der Behandlung zielt in erster Linie darauf ab, die Kompetenz der Behandler zu stärken, nicht das Programm nach standardisierten Verfahren zu „evaluieren“.
7) Unterschiedliche Gruppen entwickeln unterschiedliche Behandlungsstrategien, die der gesundheitspolitischen Debatte zur Verfügung gestellt werden.
8) Zieldimensionen sind Patientenzufriedenheit und Kosten. Die Lebensdauer ist ausdrücklich kein Ziel, weil länger leben kein Ziel ist. Am Ende des menschlichen Lebens steht der Tod und der Mensch hat das Recht, zu sterben.
9) Das Spannungsfeld von Lebenserhaltung, gutes Leben, Selbstbestimmung und medizinisch therapeutischer Betreuung kann angemessen nur möglichst nah am Patienten und mit dem Patienten, nicht standardisiert und einheitlich für alle in einem bürokratischen Gremium mit „wissenschaftlich“ legitimierten Ethikern getroffen werden.
10) Letztlich geht es darum, Personen zu befähigen, gemeinsam zu besseren Lösungen zu kommen und dazu die richtigen Strukturen zu entwickeln.
11) Am Ende geht es darum, die Erkenntnisse dort in den Regelbetrieb umzusetzen, wo es klappt. Und nicht die Debatte darum zu führen, ob das die Lösung aller Probleme ist.

Es wird Zeit, sich darauf konzentieren, wie man die Dinge besser machen kann. Und nicht darauf, alles über Institutionen, die fern vom Geschehen irgendwelche formale Regeln entwickeln und ständig alles über einen Kamm scheren und diejenigen, die am Patienten arbeiten, zu dirigieren und zu instrumentieren. „Richtig“ entscheidet sich im Einzelfall. Und kann sich im übrigen
auch ändern, wenn es neue Erkenntnisse, Geräte oder Arzneimittel gibt.

PS. Die dahinterliegende Logik: Es kommt darauf an, nicht die Interessen DER PHARMAINDUSTRIE mit den Interessen DER ÄRZTE und wem sonst noch zu arrangieren, sondern diejenigen unter der Pharmaindustrie und diejenigen unter den Ärzten und diejenigen unter den Klinikverantwortlichen, die gut leben und gute Arbeit abliefern wollen, endlich zu ermöglichen, das zu tun, was sie tun wollen. Freiräume zu schaffen und sie nicht noch mehr zu strangulieren.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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