Pech im Glückspielgeschäft. Kommt jetzt für Gauselmann das Glück in der Liebe?

Sehen wir es doch von der positiven Seite. Nach dem Pech im Glückspielgeschäft könnte für den Automatenhersteller und FDP Spender Paul Gauselmann das Glück in der Liebe folgen. Was er dringend bräuchte nach den Tiefschlägen des Freund-Feind-Parteifreundes Rösler. Der will, unter öffentlichen Beweisdruck gestellt und durch den Machtverlust in Niedersachsen befreit, jetzt mit dem Eindruck aufräumen, die FDP sei käuflich. Lessons learned: Die FDP ist mietbar. Und die Mietzeit, scheint es, ist jetzt abgelaufen, deshalb muss Gauselmann durchschnittlich zwei seiner drei einarmigen Banditen in Kneipen und Wirtshäusern abräumen.

Wenn Rösler jetzt Ernst macht mit seiner Kehrtwende beim Glückspiel, zeigt sich wieder einmal: Mit Geldzuwendungen kann man sich Schonzeiten erkaufen, dem kurzfristigen Erfolg auf der Haben-Seite steht auf der Soll Seite ein dreifacher Vertrauensverlust gegenüber. Dem eigene Vertrauensverlust, der Vertrauensverlust der Branche gegenüber der Politik und der Vertrauensverlust der Politik in der Öffentlichkeit. Lohn der Spenden? Ein Resume für Lobbyisten.

Die öffentliche Meinung im Blick haben.
Von Henry Kissinger ist der Satz. überliefert, früher hätten ihn die Politiker gefragt, was sie von einem Sachverhalt halten sollen, heute fragen sie nur noch, was sie sagen sollen. Die Dominanz von Medien und NGOs scheint übermächtig. Tatsächlich spielen sie eine wesentliche Rolle, aber nur, wer eine eigene Agenda hat, steht nicht in der Gefahr, den Kurs zu verlieren. Öffentliche Meinungsbildungen sind wie Stürme auf einer Seereise, sie finden statt, führen aber nur ganz selten dazu, dass man das Ziel ändert. Aber: Wetterkarten und erfahrene Ratgeber helfen, sich abzeichnende Stürme zu erkennen. Und damit umzugehen.

Erkenne das Spielfeld!
Wer die neue Selbstinzenierung der Berliner Politik zu ernst nimmt, ist selber schuld. Politik lernt aktuell, Skandale, Stimmungslagen und Trends in ihre politische Agenda einzupreisen. Das bedeutet: Zwischen die Mittel- und Langfristplanungen der Politik und die aktuelle to do Liste schiebt sich Chairos, der günstige Augenblick. Wer im richtigen Moment handlungsfähig ist, hat große Durchsetzungschancen, wer auf der eigenen Agenda beharrt, verliert. Und: Auf dem politischen Spielfeld besetzen NGOs zunehmend wichtige Positionen. Auch wenn sie finanziell Unternehmensrepräsentanten unterlegen sind, auf Berliner und Brüsseler Bühne können sie Gatekeeper werden. Und auch die europäische Kommission und das Europaparlament wachsen selbstbewusst in ihre Rolle hinein. Politik ist ein Multilevel-Multiplayer Spiel geworden. Fazit: Die Spieler und Spielzüge sind berechenbar geworden, der Ausgang nicht!

Respektiere den Rahmen.
Politik ist, wie Max Weber schreibt, das Bohren tiefer Bretter. Auch wenn die Politik, von Medienkampagnen getrieben, derzeit oft ein gegenteiliges Bild abgibt, es zeichnen sich Konturen einer neuen Ernsthaftigkeit ab. Die Energiewende und Gesundheitspolitik sind nur zwei Geschäftsfelder, in denen die aktuelle Legislaturperiode gezeigt hat, dass scheinbare politische Nähe von politischen Parteien, worunter viele Unternehmen und Lobbyisten eine minimale Regelungsdichte verstehen, sich nicht unbedingt auszahlen. Das schnelle Eingrätschen der Politik, wenn der öffentliche Druck steigt, verhagelt Unternehmen eine mittelfristige Marktorientierung. Nur Konzerne können abrupte Kurswechsel wegstecken, mittelständischen Unternehmen machen schnelle Kurswechsel oft den Garaus.

Schau nach vorne!
Wer von politischen Rahmensetzungen abhängig ist, sollte neben dem Status quo auch die Perspektiven und Szenarien kennen. Vor Wahlen: Was haben welche Parteien im Programm? Wie würden welche Koalitionen agieren? Wie wahrscheinlich ist welcher Ausgang. Und wie steht es mit Plan B? Immer wieder meinen Lobbyisten, sie wüssten, wie die Wahl ausgeht, wer dann in welches Ministerium einrückt. Aber die Regierungsbildung erfolgt erst in letzter Minute, gerade wegen der innerparteilichen Rangeleien werden Ministerkandidaten erst nach Abschluss aller inhaltlichen Fragen berufen. Und dann zahlen verschiedene Fragen der innerparteilichen und -koalitionären Machtbalance. Vorhersehbarkeit sieht anders aus! Deshalb zählen belastbare politische und unternehmerische Roadmaps.

Nutze den Umbruch!
Wenn die Dinge im Umbruch sind, werden Positionen neu bestimmt. Die Globalisierung hat dazu geführt, dass ideologische Tatbestände immer weiter abgebaut, werden, Stimmungstrends aber an Bedeutung gewinnen. Und: Grün und Weissbücher der Europäischen Kommission bringen Berechenbarkeit in die Politik. Daran lässt sich ansetzen!

Sei verlässlich!
Je mehr Unsicherheit, desto größer ist der Wunsch nach Orientierung. Politiker müssen in vielen Themen Position beziehen, nicht immer haben sie zu allem eine gefestigte Meinung. Dann ist es gut, einen verlässlichen Gesprächspartner zu haben, der seine Interessenslagen klar vertritt, aber durch seinen Einblick in Themenfelder wertvolle Einschätzungen geben kann. Vertrauen ist dazu unerlässlich.

Bau auf Vertrauen. Und verspiele es nicht wieder!
Erinnern sie sich an den Fall Wulff? Ok, das war kein Lobbyist, aber dass Vertrauensverlust innerhalb von Sekunden entsteht, dafür ist er ein gutes Beispiel. Alle gemeinsam geleerten Schampusflaschen mit dem Bildchef haben in Wulff die falsche Zuversicht geschürt, er könne dem Bildchef drohen. Aber der höchste Repräsentant der Bundesrepublik hat zu viele Romane gelesen und falsch gepokert, im Ernstfall war seine Macht nur eine repräsentative. Der handwerkliche Fehler einer Mailboxnachricht hat ihm dann den Garaus gemacht.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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