Ran an die Zocker!

Man sollte sich nicht mit dem Klischee zufrieden geben, in den USA kämen schamlose Zocker ungeschoren davon. Es ist nur so, dass das System anders funktioniert als das europäische.

Während Europa sich an gesetzlichen Regelungen versucht und dabei an den eigenen Widersprüchen und einer mangelnden Konfliktkultur scheitert, zieht die amerikanische Regierung in den Krieg gegen S&P. Amerikanische Politik ist anders. Während Europa den gesetzlichen Rahmen anders stricken will, setzt die USA auf Kampagnen und exemplarische Straffeldzüge.

Welche Vorgehensweise besser ist, ist möglicherweise nicht die richtige Fragestellung. Während die Amerikanische Vorgehensweise auf die Ethik der Institution abzielt, unethisches Verhalten nicht unbestraft lassen will, wollen die Europäer das Regelwerk für künftiges Händeln neu justieren.

Die Kombination beider Maßnahmen kann tatsächlich zu hocherfreulichen Synergien führen. Die Amerikaner machen sichtbar, dass der Zynismus der Ertragsmaximierung nicht in jedem Fall funktioniert. Die Europäer versuchen, das Regelwerk für die Zeit danach neu zu justieren.

Ausgeblendet bleibt dabei allerdings, dass die Politik am Zustandekommen der Mogelpackungen zur Finanzierung unfinanzierbaren Immobilenbesitzes ihren Anteil hatten. Die Geschäftsmodelle wurden toleriert, weil sie der Regierung (und das war ja in Spanien nicht anders) notwendig schien, um aus dem konjunkturellen Tief wieder heraus zu kommen.

Weiter denken heißt auch: Sich jetzt daran machen, andere Ratingmodelle zu etablieren. Nachhaltige Maßstäbe, um den Messlatten kurzfristigen Erfolgs andere entgegenhalten zu können.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Nikolaus

    Da hat Hans sicher recht. wenn man die folgen betrachtet, sind also die scheinbar nicht so regulierten USA, die ja angeblich nur von Lobbies regiert werden, doch handlungsfähiger als die Europäer. Sollte den politischen Modellbastlern mal zu denken geben.

  2. Hans Hütt

    Nikolaus, das Bild, das Du da zeichnest, ist etwas verzerrt. Tatsächlich sind die Amerikaner mit der Reregulierung der Finanzmärkte viel weiter als die EU, die unter dem Einigungszwang viel weniger zustande bringt. vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Dodd%E2%80%93Frank_Wall_Street_Reform_and_Consumer_Protection_Act

    Die Rating-Agenturen standen unmittelbar nach Inkrafttreten des Gesetzes vor der irren Situation, dass sie Unternehmen, die gerade dabei waren, Aktien auszugeben, dazu verpflichteten, in ihren going public Prospekten nur ja nicht die zuvor offenbar zu freiherzig erteilten Testate zu zitieren. Warum? Weil das Gesetz sie im Falle von Fehlern schadensersatzpflichtig machte.

    Mit der neuen Chefin der Börsenaufsicht zieht erstmals eine Staatsanwältin an die Spitze der Börsenaufsicht. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/obama-ernennt-mary-jo-white-zur-sec-chefin-a-879567.html

    Und welche Erfolge hat die Regulierung in Europa, namentlich in Deutschland? Viel Lärm um sehr wenig. Gerade will Herr Schäuble die zu großen Akteure dazu verpflichten, ein Testament für ihre Abwicklung im Schadenserfall aufzusetzen. Die Trennung der Investmentbanken von den traditionellen Banken – ist in den USA Gesetz, hier können wir davon nur träumen.

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