Man sollte sich nicht mit dem Klischee zufrieden geben, in den USA kämen schamlose Zocker ungeschoren davon. Es ist nur so, dass das System anders funktioniert als das europäische.
Während Europa sich an gesetzlichen Regelungen versucht und dabei an den eigenen Widersprüchen und einer mangelnden Konfliktkultur scheitert, zieht die amerikanische Regierung in den Krieg gegen S&P. Amerikanische Politik ist anders. Während Europa den gesetzlichen Rahmen anders stricken will, setzt die USA auf Kampagnen und exemplarische Straffeldzüge.
Welche Vorgehensweise besser ist, ist möglicherweise nicht die richtige Fragestellung. Während die Amerikanische Vorgehensweise auf die Ethik der Institution abzielt, unethisches Verhalten nicht unbestraft lassen will, wollen die Europäer das Regelwerk für künftiges Händeln neu justieren.
Die Kombination beider Maßnahmen kann tatsächlich zu hocherfreulichen Synergien führen. Die Amerikaner machen sichtbar, dass der Zynismus der Ertragsmaximierung nicht in jedem Fall funktioniert. Die Europäer versuchen, das Regelwerk für die Zeit danach neu zu justieren.
Ausgeblendet bleibt dabei allerdings, dass die Politik am Zustandekommen der Mogelpackungen zur Finanzierung unfinanzierbaren Immobilenbesitzes ihren Anteil hatten. Die Geschäftsmodelle wurden toleriert, weil sie der Regierung (und das war ja in Spanien nicht anders) notwendig schien, um aus dem konjunkturellen Tief wieder heraus zu kommen.
Weiter denken heißt auch: Sich jetzt daran machen, andere Ratingmodelle zu etablieren. Nachhaltige Maßstäbe, um den Messlatten kurzfristigen Erfolgs andere entgegenhalten zu können.