Schon den aktuellen Spiegel gelesen, Thema Lobbyismus?

Da zeigt sich, dass die Industrieverbände auch nicht besser sind als die Politik. in Dickschiffe. BDI, DIHK und BDA versuchen, eine Unternehmerposition zu finden. Nur geht das nicht mehr! Die Interessen sind so heterogen, dass nichts mehr dabei rauskommt.

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Der Grund: Eigentlich wird die Politik verachtet. Überheblichkeit, mangelndes Reflektionsvermögen und persönliche Erfahrungen mit Leichtfußabgeordneten bilden einen gefährlichen Cocktail. Weil es immer einfacher ist, sich selbst durch billige Feindbilder zu stabilisieren als sich an der eigenen Nase zu fassen. Fatal ist, dass inzwischen niemand mehr eine Ahnung hat, was auf der politischen Bühne ernst gemeint ist (das Steinbrück Engagement im ThyssenKrupp Aufsichtsrat ist da nur noch ein I Tüpfelchen drauf).

So redet man von Governance und bildet Kartelle. Die Medien schauen zu, heben resigniert die Schultern, kein Vorstand, der mal deutliche Ansagen macht, keine Politik, die mal wirklich reingrätscht und sich fundiert mit den Fragen von unternehmerisch Verantwortung, Rechtsformen und Zockergehälter auseinander setzt. Abend reden die Herren stark und morgens baden sie lau.

Der tiefere Grund: Ein erodiertes politisches Bewusstsein. Man könnte ja gegen Mindestlöhne sein, wenn die Niedriglöhne existenzsichernd wären, man könnte Flexibilisierung einfordern, wenn Deutschlands Belegschaften (und auch die Gewerkschaften, trotz allem) nicht hoch reflexiv wären und durchaus mit sich reden lassen. So aber wissen alle, dass Deutschland nur, wenn es seine Niedriglöhne wieder hochfährt und die Menschen, die sich für wenig Geld abrackern, auch Anerkennung und nicht nur Nichtbeachtung ernten, voran kommen kann. Weil das aktuell die dringendste Baustelle in dem diffizilen Geflecht ist. IN Deutschland, wohlgemerkt, in Spanien und Frankreich ist das anders.

Wir können also auch gespannt sein auf die neue Generation der Verbandsspitzen. Es gibt Zeichen, dass sich was verändern könnte, die Repräsentanten kommen eher aus dem Mittelstand als aus Großunternehmen. Wirklich was ändern wird sich aber nur, wenn Unternehmensspitzen auch mit Verantwortung für das Ganze, unsere Gesellschaft, Freiheit, Demokratie, faire Lebenschancen, Respekt vor unserer Gesellschaftsform und der Leistung der Menschen zeigen. Wenn sie das Stakeholdergerede mal ernst nehmen würden, weil es ja stimmt, dass Unternehmen nicht im luftleeren Raum agieren. Wenn sich nur eines ändern würde, nein nicht das Reden über Verantwortung, sondern wenn man eine alte Weisheit berücksichtigen würde: Sagen, was man tut, tun, was man sagt.

Eine ganz persönliche Haltung, keine einer der richtigen oder falschen Partei oder Organisation, keine Frage von links und rechts.

Ist das so schwer zu verstehen?

Das Misstrauen der Menschen „unten“ hat einen ganz einfachen Grund: Das Verhalten derer „oben“. Glaubwürdigkeit beim politikverdrossenen Publikum gewinnt man nur, wenn man sich in öffentlichen Konfliktlagen Haltung zeigt, auch wenn einem der Wind ins Gesicht bläst. Aber das ist ganz schön gefährlich. Und deshalb selten.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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