Thyssen Krupp und die Corporate Governance Richtlinien

Der Fall Thyssen-Krupp weißt über den Fall hinaus. Gerhard Cromme ist der Vater der Corporate Governance Richtlinien in Deutschland, dem Ausweis dafür, dass es Deutschlands Unternehmen ernst meinen mit Führungskultur und dem Einhalten von Spielregeln. Rückblickend muss man sagen: Die Idee der Selbstverpflichtung hat sich selbst desavouiert. Ein kleiner kleiner Hinweis, sozusagen, ein kleines „väterliches Anschubsen“, wie es derzeit immer mal gerne wieder genannt wird.

Im Prinzip spricht nichts gegen Selbstverantwortung. Ausser die Verantwortungslosigkeit derer, die das Selbstverantwortungsprinzip verantworten sollen. Wenn die Bezieher zweistelliger Millionenbezüge incl. lebenslanger Rentengarantie sozusagen als Kurzzeithassadeure sich Großunternehmen bemächtigen, um in vier Jahren für sich herauszupressen, was geht (die durchschnittliche Haltedauer bei DAX Vorständen hat die Dauer einer Legislaturperiode mit 3,8 Jahren bereits unterschritten) und gleichzeitig davon reden, dass sich Leistung wieder lohnen muss, klingt das wie die Informationselite, die angeblich immer den Focus gelesen hat. Selbstlegitimation, Selbstbeweihräucherung, ein Wohlfühlprogramm ohne Gegenleistung.

So ist also eine klare Regulierung und klare Bestrafung immer noch die Regel aller Dinge. Auch GE und Siemens haben sich nicht aus Selbsterkenntnis gereinigt, sondern weil die amerikanische Börsenaufsicht die notwendige Sanktionsmacht hatte, die Unternehmen nachhaltig zu schädigen. Ja, da ist die US Rahmensetzung schlagkräftiger. Sie guckt sich Stellvertreter aus und schlägt zu. Und hofft (bis zur nächsten Kampagne), dass das statuierte Exempel wirkt. Unsere „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ Regulierung ist dagegen nur ein laues Lüftchen. Man hat ja so viel Verständnis.

Das Traurige in dem ganzen Spiel ist ja, dass die Mittelständler, die Familienunternehmer, nicht von sich aus auf härtere Regulierung setzen. Letztlich ist unser wirtschaftlich politischer Komplex doch eine Art Herrschaft der Oligopole. Es wird geredet, sich getroffen, gekumpelt, nein, es geht jetzt gar nicht um Korruption, sondern um die fatalen Folgen von Bequemlichkeit. Der Wirtschaft. Und auch der Politik. Wenn ich mein Weltbild ungeprüft von dem übernehme, der am meisten Zeit hat, sich um die Weltbildbearbeitung seines Gegenübers zu kümmern, ist schon was falsch. Das sollten sich mal alle hinter die Ohren schreiben, die immer um gutes Einvernehmen bemüht sind. Dialogfähigkeit ja, aber mit klaren Standpunkten, mit Konfliktfähigkeit. Und daran mangelt es dem politischen System.

Insofern gäbe es ein Interesse des Mittelständlers an klarer und reduzierter Rahmensetzung. Aber noch ist die Blockmentalität, Wirtschaft hier, „Linke Politik“ da, nicht abgebaut. Und deshalb fehlen gute Ideen dazu, was zu tun ist, um Unternehmen einen Rahmen zu geben, in dem sie zum eigenen Wohle und dem des Gemeinwohls alle Freiheit haben, Neues zu entwickeln, auf den Markt zu bringen, um damit den Wohlstand zu fördern.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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