TITAN ist gescheitert. Ein Nachruf auf das Applecar.

Apple beerdigt sein Applecar, Codewort TITAN. Künstliche Intelligenz ist zwar leistungsfähig, aber für die Komplexität der Welt nicht leistungsfähig genug. 15 Jahre Forschungsarbeit werden jetzt entschieden versenkt. Glückwunsch zum Mut dazu! 

Die technologische Stärke der USA ist die Stärke ihrer Innovationskonzerne: Apple, Google, Microsoft, Amazon, Meta. Fünf Unternehmen, die die Welt neu definiert haben. Weil sie auf großzügige Forschungsmittel aufsetzen konnten, weil sie Neues entwickelt, konsolidiert und zu leistungsfähigen Produkten weiterentwickelt haben. 

Besser privat scheitern als vorab zerreden

Die FAZ berichtet anlässlich der Vorlage des EFI Gutachtens 2024, des Jahresgutachtens zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands über die Volumina der DARPA, die die US-Forschung und Entwicklung finanziert und SPRIND, der neugegründeten Sprunginnovationsagentur der Bundesregierung: 

“Anders als Darpa ist Sprind auf die zivile Forschung beschränkt. Während die Darpa ein Jahresbudget von 4 Milliarden Dollar hat, stehen für Sprind 200 Millionen Euro bereit. Der deutsche Vertei­digungsetat beläuft sich dieses Jahr auf 72 Milliarden Euro; 52 Milliarden Euro aus dem Haushalt, 20 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen. Das Verteidigungsbudget der USA beträgt 842 Milliarden Dollar. Für Militärforschung gibt Deutschland 2 Milliarden Euro im Jahr aus, Amerika 145 Milliarden Dollar.” 

Süß, oder, unsere Sprunginnovationsagentur. 

Jetzt werden alle darüber diskutieren, ob man zivile und militärische Forschung zusammenlegen kann. 

Und dieser Prinzipienstreit wird die tieferliegenden Fragen verdecken: 

  • Dass nämlich in den USA in ganz anderen Größenordnungen geforscht wird, 
  • dass die Forschung eben nicht in kleinteiligen politischen Vorgaben “zerrinnt”, sondern langfristig angelegt ist und 
  • dass Forschung, Entwicklung und unternehmerisch vermarktete Produkte natürlicher Bestandteil einer Entwicklungspipeline sind, die logischerweise in Produkten und, sprechen wir es aus, Profit enden. 

Das wird dann, Wettbewerb vorausgesetzt, investiert in Projekte, von denen die Prozesseigner denken, dass sie neue Innovationen generieren. Rückblickend können wir sagen: Oft ist es gut gegangen. Aber auch das gescheiterte Applecar ist Teil der Erfolgsgeschichte. Die heißt: Wenn Scheitern, dann im vollen Bewußtsein mit den unternehmerischen Konsequenzen. Die Börse wird darüber entscheiden. 

In Deutschland wird jede neue Technologie mit sogenannter Technologiefolgenforschung belegt. Da schreiben dann Sozialwissenschaftler, die keine Ahnung vom technologischen Potential haben, aber, risikogesellschaftsgeschult, jedes noch so vermutete Risiko zum Großrisiko hochschreiben und bedenkend bedächtig mit dem Kopf hin und her wackeln, was alles zu bedenken ist. Neuerdings kommen dann auch noch die Ethiker dazu.

Und dann diskutiert die Politik und die Bürgerinnen und Bürger hin und her, Zeit verrinnt, alles im Sinne von Demokratie, Partizipation und Mitbestimmung. 

Findet die richtige Forschung und Entwicklung tatsächlich dann statt, wenn sich nichtsahnende Politikerinnen und Politiker und die sich einschaltende Öffentlichkeit, auch die NGOs seien da erwähnt, jahrelang über Grundsatzfragen streiten, die in anderen Ländern längst entschieden sind?

Nein!

Welcher neugierige Forscher, welche neugierige Forscherin will sich dieses politische Besserwissertum denn antun? 

Und so werden wir weiter Forschungsgelder, die von der EU über ihre Mitgliedsländer ausgestreut werden, zu der die Bundesregierung dann weitere Mittelchen (angesichts der Größenordnung dürfen wir das sagen, oder?) hinzugibt, begutachten lassen und graduelle Vorschläge zur Verbesserung präsentieren. Aber das “Großmanko” dieses politisch verkorksten Denkens, nämlich dass Politik sich anmaßt, immer zu wissen, was richtig, was falsch ist, das wird nicht thematisiert. Die Gutachter, auch die EFI-Gutachter sind ja Teil des Gutachterzirkus. Und sie wollen wieder beauftragt werden. 

Free Science! Free Innovation!

Mein Plädoyer: Befreien wir uns von dieser überstrapazierten Idee, dass Innovation von Anfang an kritisch begleitet werden muss und alles “gesellschaftlich entschieden” werden muss. Nein, muss es nicht, kein Bürger, keine Bürgerin will sich darüber Gedanken machen und, sind wir ehrlich: Politiker, egal welcher Partei, sind auch weitgehend ahnungslos: Innovation das erst durch das Wahrnehmungsraster von Durchschnittswissen durch muss, kommt sicher zu spät. 

Disruption muss also in Deutschland (aber auch im von der Leyen Europa) nicht nur technologisch stattfinden, sondern vor allem in unserer Art der Weltbetrachtung. Wir sind zu verschnarcht! Zu langsam. Zu politikgläubig. Auch wenn ich niemandem seinen guten Willen absprechen will. 

Aber gut gemeint, ist eben nicht gut gemacht!

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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