Politikbeobachtung ist im Moment ebenso spannend wie die Bundesliga. Nur dass sie dort schon weiter sind. Schalke, Bremen, Bayern, die großen Clubs versagen (Hamburg nicht vergessen). Und Dortmund, Leverkusen, Mainz und Nürnberg spielen auf. Zeitenwende. Obwohl man im Falle Bayern ja schon dachte, das passt alles. Hat aber nicht.
Mit der Bundesregierung ist es auch so. Man kann es auch gut finden, gelegentlich eine konservative Regierung zu haben. Einfach deswegen, weil die linken Parteien die Leistungsfähigkeit der Politk oftmals überschätzen, daraus eine ideologische Mission machen.
Für die Mehrheit hat es gereicht. Und dann hat diese Bundesregierung die meist ideologische Regierung der Nachkriegszeit gestartet. Westerwelles Steuerding, ein mega-ideologisches Projekt, weil ausser ihm und ein paar Befallsklatscher niemand auf der Welt der Meinung war, das wäre fiskalisch machbar. Hat diese Regierung über ein Jahr gekostet, ihn von diesem Trip runter zu holen.
Die CDU, von Angela Merkel mithilfe der grossen Koalition dankenswerterweise realitätstauglich gemacht, weil sie plötzlich Patchworkfamilien, Wachstumskritik, Einwanderungsrealität (noch nicht: klassenselektives Schulsystem) zur Kenntnis nehmen durfte, stand plötzlich realitätstauglich, aber ideenlos da. Die CSU hatte ihre eigene Sonne gefunden, um die sie kreisen konnte, Seehofer.
Dann der massenhafte Exodus der gar nicht so alten Spitzengarde der CDU. Danach ein kurzes, aber spannendes Aufleuchten des Planeten Guttenberg, der sich dann aber doch nur als Komet erwiesen hat.
Und jetzt der Ausstieg aus dem Einstieg von dem Ausstieg. Ach jw, und dann noch, wenngleich öffentlich nicht richtig wahrgenommen, der große Mist der Bundesregierung in Sachen Europa. Die Libyen Entscheidung ist doch ein Menetekel, gar nicht von der Entscheidung, sondern von den Entscheidungsmotiven her.
Angst essen Seele auf.
Um auf die Bundesliga zurück zu kommen. Da hat man sich, zum Teil ganz einvernehmlich, von seinem Trainer getrennt, wenn wirklich nichts mehr zu erwarten war. Schamm drüber.
Das sollten wir mit Angela Merkel auch tun. Gibt es da eigentlich noch Männer mit Rückgrad? oder Frauen.
Verfassungsrichter haben angemerkt, dass es eine permanente Missachtung des Parlaments gibt. Schön wahr. Ich merke an, dass es eine permanente Mißachtung der Partei gibt.
Wir erleben die offene Selbst-Demontage der konservativen Volkspartei. Denn egal was, so ein Hüh und Hott verträgt keine Partei. Wenn sie sich selber ernst nimmt. Mann kann sich über den jetzt beschleunigten Atomausstieg freuen. Man kann sich aber auch wundern darüber, dass Opportunismus und die Macht der Bilder angebliche Entscheider zu einem solchen Verhalten bringen. Denn tatsächlich ist es so, dass in Fukushima ja nichts anders ist, als wir, also die Gegner, erwartet hätten. Deshalb gibt es zwar Erschrecken, dass es stattfindet, aber keine neuen Erkenntnisse.
Kann es sein, dass politische Entscheider tatsächlich das Restrisiko in ihrem eigenen Hinterkopf zum Nullrisiko heerunterverdrängt haben? Das macht mich fassungslos. Denn Anhänger der Atomkraft müssten sich jetzt hinstellen und sagen: Ja, das ist der Preis dieses Wohlstandspfades. Sie müssten ihr Bedauern aussprechen, aber nicht in Panik verfallen.
Tun sie aber. Das spüren die Menschen. Und deshalb werden sie in Baden-Württemberg am nachsten Sonntag aus dem Amt gejagt. Vorsätzlicher Betrug nennt man das in der Geschäftswelt.
Und wenn Angela Merkel sich ein Beispiel an der Bundesliga nehmen würde: Kollege Magath hat jetzt wo anders angeheuert. Trainer gehen, die Clubs aber müssen sich um ihre Identität bemühen. Denn ohne Mitglieder und Fans geht es nicht.
Tschau, Angela. Es gab eine Zeit, da fand ich Deinen unaufgeregten Politikstil ganz angenehm. Im Nachhinein muss ich erkennen, dass die Stärke der Angela Merkel in der grossen Koalition die handwerkliche Stärke der SPD Minister und ein paar zeitgemässe Zeichen der CDU war. Danach: Keine eiznige eigene Idee.
Erlöse uns! Amen.