Warum man die neue FDP über Katja Suding begreifen muss

Was waren die größten Probleme der FDP? Alte Apothekerpartei (deswegen wettbewerbsgehemmt) und Männerpartei. Wenn die neue FDP jetzt nicht als Lindnerpartei daherkommt, sondern, leicht ironisch überhöht, als „Drei Engel für Christian“, wirft das ein ganz neues Licht auf die FDP: jung, weiblich, unternehmerisch. Denn nicht nur Katja Suding ist Unternehmerin, nein, auch die Bremer FDP-Vorsitzende, also die Kandidatin bei der nächsten Landtagswahl, verfügt über eine ausgewiesene Jungunternehmerkarriere.

Wenn sich jetzt die Republik Gedanken um die Beine von Katja Suding macht und ein grüner Jörg Rupp zum Beispiel auch noch im Ton vergreift, (wofür er sich honorig entschuldigt) schafft er mit die Bühne, auf der die FDP wieder in den Bundestag zurückkehrt: Er macht sichtbar, dass in der FDP auch Frauen was zu sagen haben, dass sie auch gut aussehen können, auch wenn das manche Männer befangen macht. Und dass diese Frauen eben nicht in den Politiksprech verfallen. Man kann sagen, dass das nicht so politisch daher kommt, aber die inhaltlichen Akzente sind gesetzt: Bildung, Wirtschaft, erfolgreiches Jungunternehmertum. Alles, was sonst im politischen Raum nicht existiert.

FDP neu, das kann man jetzt erkennen, ist im Grunde der Auftritt eines Startup-Unternehmens gegen die etablierten Politikkonzerne. Wem gelingt es, in einer jungen, zukunftsoffenen Bevölkerungsgruppe, verantwortungsbereit, risikobereit, zukunftsoffen, zu punkten?

Die Grünen versuchen es mit Sprachformeln. Sie reden über sich als Freiheitspartei. Sie wollen bei Unternehmern, beim Unternehmertum andocken. Aber der Versuch ist als Versuch zu sichtbar. Die kulturelle Kluft zwischen grünem Kernklientel, staatsnahen und wissenschaftsnahen Angestellten, die in Sicherheiten denken, reden und planen (und sie am liebsten evaluieren wollen) und einem jungen, risikobewußten Unternehmertum, das akzeptiert, dass es Risiken gibt, die es tragen muss, ist groß. Zu groß? Wenn die Grünen ihre Rolle als Pilotfische der Gesellschaft weiter spielen wollen, müssen sie die sicheren Mauern ihrer Kernklientels durchbrechen. Ja, sie bringen das Plus sozialer Kompetenz mit, aber wenn das zuviel betont wird, spricht es die falschen Wählergruppen an: Die Grünen sind eine Partei, die auch bürgerlich-liberale Wurzeln hat, diese muss sie allerdings ausbauen, sonst docken diese Bürgerinnen und Bürger, von der Folgenlosigkeit umverteilender Politik enttäuscht bei der FDP an.

Der Streit, und deswegen gibt es plötzlich doch eine Konkurrenz von FDP und Grünen, geht darum, wer mit welcher Ausprägung, die junge, gründungs- und risikobereiten Zielgruppen gewinnt. Eine Suding macht noch keinen Sommer. Aber Grünen täte es gut, wenn sie sich nicht länger mit ihren Beinen, sondern intensiver mit ihrer Strategie beschäftigen würden. Und welches Angebot sie, die Grünen, den umworbenen jungen, städtischen, ihren Interessen bewußten Zielgruppen machen können.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Aschersleben

    Die so genannte „Entschuldigung“ des grünen Pöblers Rupp war mitnichten honorig, sondern ein Ausdruck unbelehrbarer Halsstarrigkeit. Er „entschuldigte“ sich nämlich lediglich für die Wortwahl, nicht aber für die Aussage, die ebenfalls eine sexistische Frechheit ist.

  2. Thomas Flum

    Von der „Apothekerpartei“ zur „Startup-Partei“? Die FDP spricht damit eine Zielgruppe an, die sich bisher von keiner Partei glaubwürdig vertreten fühlt.
    Christian Lindners „Wutrede“ im Düsseldorfer Landtag hat nicht ohne Grund heute schon über 430 Tausend Klicks bei Youtube. Es gibt durchaus viele junge Menschen, die ihr Leben und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und dabei nicht dauernd gegängelt und bevormundet werden wollen von Leuten, die ihr ganzes Leben von Staatsknete leben.

  3. Felix Cornelius

    Mir gefällt vor allem die Formulierung der „Folgenlosigkeit umverteilender Politik“. Das trifft den Nagel auf den Kopf.
    Unabhängig von der Einstellung zur Umverteilung an sich, ist es doch so offensichtlich, dass eine solche Politik kein einziges langfristiges Problem löst. Den heutigen Empfängern der Umverteilung hilft sie – für kurze Zeit.
    Und ansonsten bewirkt sie nichts, außer (fatalerweise) die Notwendigkeit der Umverteilung zu betonieren. Denn Menschen etwas (subjektiv) wegzunehmen ist viel schwieriger von diesen zu ertragen und von der Politik umzusetzen, als es ihnen von Anfang an vorzuenthalten.

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