Warum Wissenschaft nicht immer der Wahrheitsfindung, sondern oftmals nur ergebnisloser Umsatzgenerierung dient.

Andreas Mihm von der FAz hat’s schön beschrieben. Das Problem: Keiner schämt sich!

FAZ, FREITAG, 11. JULI 2014
WIRTSCHAFT
Nichts Genaues weiß man nicht
Neue Studie kann Vorwürfe nicht klären, ob in Krankenhäusern aus finanziellen Gründen zu viel operiert wird

BERLIN, 10. Juli. Der Verdacht ist nicht neu, aber bisher wurde er nicht belegt. Überspitzt lautete er: Werden in Deutschlands Krankenhäusern Gesunde operiert, nur weil es den Kliniken Geld bringt? Fallzahlen für teure, planbare Operationen scheinen für die These zu sprechen, auch wenn die Krankenhäuser und Ärzte das entrüstet von sich weisen. Bei Operationen am Knie, der Hüfte und der Wirbelsäule gelten die Deutschen als das, was sie beim Fußball am Sonntag erst noch werden wollen: Weltmeister.

Die hinter dem bösen Verdacht stehende Frage nach der Zuverlässigkeit der Steuerung von Klinikausgaben ist ethisch zu wichtig und finanziell zu bedeutsam, als das man sie links liegenlassen könnte. Also tat die Politik das, was sie in solchen Fällen tut: Sie vergab ein Gutachten. Besser noch: Sie zwang die beteiligten Kontrahenten der Krankenkassen und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), gemeinsam ein Gutachten zu vergeben und auch gemeinsam Vorschläge für eine Regelung des Problems zu unterbreiten.

Das Gutachten liegt seit Donnerstag vor. Es kommt mit etwa einem Jahr Verspätung. Wirkliche Aufklärung bietet es nicht. Doch die 90000 Euro für die Studie, die nun neben ähnlichen mit ähnlichen Ergebnissen im Regal steht, waren dennoch nicht umsonst.

Jeder der Auftraggeber kann unter Berufung aus das 165 Seiten starke Papier feststellen, seine schon bisher geäußerten Positionen seien richtig: „Dieses Gutachten belegt, dass Behauptungen, die Krankenhäuser würden aus ökonomischen Gründen medizinisch nicht notwendige Leistungen erbringen, keinerlei empirische Grundlage haben“, erklärte DKG-Präsident Alfred Dänzer, der die Debatte damit für beendet erklärt.

In ebenso bewundernswerter Klarheit stellt der Spitzenverband der Krankenkassen fest: „Es bestätigt den von den Krankenkassen aufgezeigten Zusammenhang von Preis und Menge. Krankenhäuser machen vor allem jene Operationen, die sich finanziell lohnen.“ Die Autoren selbst sind zurückhaltend mit einer abschließenden Bewertung: Die in den letzten Jahren festgestellte Steigerung der Zahl der Krankenhausbehandlungen sei „auf ein komplexes Geflecht von nachfrage- und angebotsseitigen Ursachen zurückzuführen“. Es sei nicht möglich, „mit einer einfachen Prozentzahl den jeweiligen Einfluss von Angebot und Nachfrage auf die Fallzahlentwicklung zu quantifizieren“. Weitere Forschungen seien notwendig.

Anders als die Auftraggeber, die nicht die von der Politik erbetenen gemeinsamen Empfehlungen präsentieren, unterbreiten die Gutachter 17 Vorschläge für eine bessere Steuerung der Krankenhausoperationen. Manche davon stehen schon im Koalitionsvertrag. Andere sollen bis zum Jahresende in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Krankenhausfinanzierung erarbeitet werden. Die Ergebnisse der Studie würden dort sicherlich eine wichtige Rolle spielen, sagte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). „Patienten müssen sich darauf verlassen können, dass nur Operationen durchgeführt werden, die medizinisch auch notwendig sind.“ Andreas Mihm

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

Schreiben Sie einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .