Zwei ganz interessante Beiträge dazu, wie sich Gesellschaft verändert. Scheinbar banal, es geht um das sterben des inhabergeführten Einzelhandels in den Mittel-, aber auch Großstädten. Einzelhandelsunternehmen waren Aufsteigerberufe, die Inhaber haben sich dür den Ort engagiert und durch ihre Tätigkeit wussten sie, wie die Menschen denken.
„Ein Filialeiter einer der üblichen Ketten beteiligt sich nirgends: nicht im Gewerbebeirat, nicht in der Kommunikation nach außen, auch nicht bei den Weihnachtsaktionen der Händler“, klagt sie. „Ein angestellter Filialleiter entwickelt eben nicht dasselbe Gefühl für die Stadt. Ihm geht es nur um die Zahlen. Da handelt ein Inhaber ganz anders.“
wird die Stadtverwaltung Augsburg zitiert
Und weiter:
Übrig bleiben in den Städten als unabhängige Einzel-Unternehmer in der Bürgergesellschaft neben Handwerksmeistern diejenigen Berufe, die der Staat schützt: Apotheker mit ihrer strengen Standesordnung, Ärzte, Notare, Anwälte – alles akademische Berufe, oft ein anderer Menschenschlag als die selbstständigen Händler, die sechs Tage die Woche im Laden stehen.
Die mittelstädtische Stadtgesellschaft verliert einen doppelten Bezug in die Wirklichkeit, zum einen durch das Reflektionsvermögen der Händler, aber auch durch die nichtakademische und nicht staatsorientierte Sichtweise.
So werden Menschen, Einzelhändler ersetzt durch den Glauben an die Marke. Der vertraute Ansprechpartner und Berater in einem solchen Geschäft wird ersetzt durch Konzentration auf sich selbst. Ich informiere mich selbst, ich berate mich selbst. Im Grunde könnte man sagen, die Einbindung jedes Einzelnen in die Vor-Ort-Gesellschaft schwindet, alleine, weil die Routinekontakte und das daraus erwachsende Vertrauen in andere schwindet, der Informationsaustausch innerhalb der lokalen Netze.
Die beiden Beiträge aus dem Handelsblatt:
Als der Kaufmann König war
In mittelgroßen Städten stirbt mit dem unabhängigen Händler eine Stütze der Bürger-Gesellschaft. Er wird verdrängt von den Filialen großer Ketten. Der Verlust ist schmerzhaft – für den Kunden wie für den öffentlichen Raum.
Christoph Kapalschinski | Düsseldorf | Donnerstag, 19. Dezember 2013, 20:00 Uhr
Eine klassische Wohnzimmer-Dekoration ist in diesen Tagen das Weihnachtsdorf. Kleine, beleuchtete Tonhäuser bilden eine biedere Stadtlandschaft im Kunstschnee: Rathaus, Apotheke, Arztpraxis, eine Werkstatt und selbstverständlich auch ein Kaufmannsladen. Eine idyllische Bürgergesellschaft en miniature, ein nostalgisches Bild vergangener Tage.
Denn während die Metropolen Europas ihre Innenstädte neu entdecken und Architekten wahre Shopping-Kathedralen errichten, verschwindet vor allem in den mittleren Städten der unabhängige Einzelhandel. Das hat nicht nur Folgen für die Kunden, sondern auch für den öffentlichen Raum. In den Rathäusern wächst die Sorge.
Beispiel Augsburg: Die Stadtverwaltung hat gerade die Ergebnisse einer Untersuchung über den Einzelhandel in der Stadt bekommen. Das wenig überraschende Ergebnis: Der Filialisierungsgrad, also das Verhältnis von Ketten zu inhabergeführten Geschäften, ist weiter gestiegen. „Es gibt Bereiche in der Innenstadt, in denen eine gewisse Uniformität deutlich wird“, sagt Mirjam Adamovicz. Sie ist diejenige in der Stadtverwaltung, die sich sowohl um Einzelhandel als auch um die Entwicklung der Stadtteile kümmert.
Und ihre Sorge geht weit über Bedenken zur schwindenden Attraktivität der Altstadt für Besucher hinaus: „Ein Filialeiter einer der üblichen Ketten beteiligt sich nirgends: nicht im Gewerbebeirat, nicht in der Kommunikation nach außen, auch nicht bei den Weihnachtsaktionen der Händler“, klagt sie. „Ein angestellter Filialleiter entwickelt eben nicht dasselbe Gefühl für die Stadt. Ihm geht es nur um die Zahlen. Da handelt ein Inhaber ganz anders.“
Mit dem selbstständigen Einzelhändler verlieren die Gemeinden den Typus eines Bürgers, der sich mit dem eigenen Geschäftsinteresse für die Gemeinschaft einsetzt – als Sponsor des Kirchenfestes, als Mitglied des Gemeinderats, als König im Schützenverein.
Zugleich war der Einzelhandel jahrzehntelang ein Aufstiegsmotor. Die erste Generation der Arbeitsmigranten im Ruhrgebiet oder in Berlin schaffte den Aufstieg in die Selbstständigkeit über das viel zitierte Gemüsegeschäft oder die eigene Pizzeria – mit einer Gestaltungsfreiheit, wie sie kein Franchise-Konzept bieten kann. Selbst der Gründer des MDax-Konzerns Gerry Weber startete mit Anfang 20 mit einem eigenen Geschäft für Herrenmode. „Man hat mir ja damals gesagt, ich hätte alles falsch gemacht“, kokettiert Gerhard Weber heute bei jeder Gelegenheit mit seinem damaligen Eigensinn bei Kollektionsauswahl und Expansion, der ihn zum Selfmade-Multimillionär gemacht hat. Jeder Franchise-Geber hätte dem jungen Weber damals einfach die Lizenz entzogen. Ironie der Geschichte: Heute sorgt Konzernchef Weber mit seiner schnellen Expansion in Mittelzentren mit dafür, dass die Fußgängerzonen dort immer uniformer werden.
Übrig bleiben in den Städten als unabhängige Einzel-Unternehmer in der Bürgergesellschaft neben Handwerksmeistern diejenigen Berufe, die der Staat schützt: Apotheker mit ihrer strengen Standesordnung, Ärzte, Notare, Anwälte – alles akademische Berufe, oft ein anderer Menschenschlag als die selbstständigen Händler, die sechs Tage die Woche im Laden stehen.
Die Hoffnung in einen neuen Typus Einzelhändler ist trügerisch. Die Tausenden Kleinversender, die über die Internet-Märkte eBay oder Amazon Marketplace ihre Ware verschicken, werden den alten königlichen Kaufmann des Stadtteil-Boulevards nicht beerben. Der Berliner Internetintellektuelle Holm Friebe, Chef des Thinktanks Zentrale Intelligenz Agentur, feiert zwar genau diesen neuen Typus des Kleinunternehmers in seinem Buch „Marke Eigenbau“. Die Grenzen zwischen Konsumenten und Produzenten würden verschwimmen, sagt er voraus. Jeder könne produzieren und über das Internet verkaufen. Auch er träumt vom Bürger, von einem Menschen, der beruflich und im Leben unabhängig ist, weil er von selbstständiger Arbeit leben kann.
Die Realität aber sieht anders aus: Der gnadenlose Preiswettbewerb lässt den kleinen Onlineversendern oft kaum Geld zum Leben. Von den Margen eines etablierten Einzelhändlers können sie nur träumen. Sie sind abhängig von den Giganten Amazon und eBay, die ihre Bedingungen diktieren – und dabei märchenhaft reich werden. Ihre Onlinekunden sind scheu; der Einzelkämpfer im Internet hat keine Stammkunden – und keinen Stadtteil, für den er sich als finanziell eigenständiger Bürger einsetzt. Jeder Monat kann der letzte sein, das Geschäft ist kaum planbar. Keine Sparkasse der Welt gibt dem eBay-Händler einen Kredit für ein Häuschen im Stadtteil, geschweige denn für eine Bürgervilla.
Der Onlinehandel ist noch heimatloser, als es die Filialen der anonymen Ketten sind.
Dieser Artikel wurde Ihnen aus der ‚Handelsblatt Live‘-App für das iPad versendet.
Holen Sie sich die App unter: http://apps.handelsblatt.com/live-app/
(c) Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Nutzungsrechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
Von meinem iPad gesendet
„Da sind Königsmörder am Werk“
Der Gründer des Modehauses Eickhoff sieht sein Geschäft bedroht durch die zunehmende Zahl von Marken-Luxus-Boutiquen. Im Interview spricht er über die Marktmacht von Gucci & Co., die Online-Konkurrenz und die neue Freiheit der Kunden.
Christoph Kapalschinski, Thomas Tuma | Donnerstag, 19. Dezember 2013, 20:00 Uhr
Von seinem Büro im neunten Stock über der Düsseldorfer Königsallee kann er sie alle sehen: die Luxusmarken, die seine Kö bevölkern. Einst hat er viele der Modeschöpfer in Deutschland erst bekannt gemacht. Jetzt fühlt er sich von ihnen an den Rand gedrängt. Im Frühjahr gibt Albert Eickhoff sein Traditions-Modehaus auf – und weicht der neuen Monokultur des Pariser Luxuslabels Dior. Eickhoffs Ende ist beispielhaft für das Ende einer Ära und eine tiefgreifende Revolution: Die Edelmarken übernehmen die Innenstädte, überall verdrängen gigantische Flagship-Stores die alten Einzelhändler. Entsprechend bitter fällt Eickhoffs Bilanz aus. Doch es gibt auch jemanden, der von Onlinekonkurrenz, Labeldruck und dem Kampf um die besten Lagen profitiert: der Kunde.
Herr Eickhoff, weltweit brummt das Geschäft mit Luxus und Lifestyle. Konzerne wie Hermès verzeichnen Traumrenditen. Ausgerechnet jetzt wollen Sie Ihr berühmtes Modehaus an der noch berühmteren Düsseldorfer Kö schließen. Wie passt das zusammen?Dass wir aufhören, hat mehrere Gründe. Einer ist: Ich bin jetzt 78, da darf man mal daran denken, es etwas ruhiger anzugehen.
In Ihrer Nachbarschaft hat gerade das Kaufhaus Breuninger eine ausgesprochen luxuriöse Filiale eröffnet. Auch ein Grund zum Abschied?Nur zu einem kleinen Teil, denn ehrlich gesagt: Breuninger haben wir anfangs überbewertet. Anspruchsvolle Kunden wie unsere identifizieren sich mit dem Kaufhaus-Ambiente nicht wirklich.
Dort wird doch wirklich alles präsentiert, was die Branche aktuell zu bieten hat.Was bei Breuninger teuer ist, wäre bei uns schlicht unverkäuflich. Aber ich will das Konzept nicht schlechtreden. Auch die Verantwortlichen dort werden ihre Angebotsvielfalt sicher noch nachjustieren.
Was also war wirklich ausschlaggebend dafür, dass Sie aufgeben?Am schlimmsten wiegt für Multi-Marken-Geschäfte wie unseres die wachsende Konkurrenz jener Labels, die wir selbst in Deutschland erst bekannt gemacht haben. Seit geraumer Zeit werden uns von diesen Marken die Konditionen diktiert. An manche Handtaschen-Modelle kommen wir gar nicht mehr ran, weil die Unternehmen ihre Top-Produkte immer erst in den eigenen Luxus-Boutiquen präsentieren wollen und Händlern wie uns gar nicht mehr anbieten – oder nur noch, wenn wir zugleich im Paket andere, schwerer verkäufliche Ware abnehmen.
Klingt, als müssten Sie kaufen, was Sie gar nicht wollen.So ähnlich ist das auch. Über diese Einschränkungen habe ich mich immer lauter beklagt, allerdings ohne Erfolg.
Wie viele Teile aus einer neuen Kollektion bekannter Modehäuser taugen Ihrer Ansicht nach wirklich zu Hits?Maximal zehn Prozent, also etwa 15 Teile. Man muss ein Händchen dafür entwickeln, die zu finden.
Die großen Labels setzen heute lieber auf Echtzeit-Auswertungen ihrer Verkäufe via Computer …… auf die ich ebenso wie Karl Lagerfeld nie vertrauen würde. Computer werden nie wissen, was Frauen wirklich wollen.
Sie haben Ihre erste Boutique 1961 in Ihrer Heimat Lippstadt eröffnet. War Mode damals noch ein persönlicheres Geschäft?Natürlich. Zu jener Zeit fuhr ich noch mit meiner Frau im Auto nach Paris, dann nach Mailand und Florenz, wo wir Krizia oder Gianni Versace entdeckten, den damals ja selbst in Italien noch kaum jemand kannte.
1978 haben Sie im Stadttheater Lippstadt eine gigantische Versace-Show aufgezogen, zu der 40 Models eingeflogen wurden, darunter Mick Jaggers 18-jährige Freundin Jerry Hall. Heute kaum mehr vorstellbar.Damals waren Modeschöpfer noch sehr einfache Menschen. Gianni Versace konnte nicht mal richtig mit Messer und Gabel essen, als wir ihn kennenlernten. Auch ein Giorgio Armani war zu jener Zeit noch ein ganz normaler Mensch wie Sie und ich. Nicht so unnahbar, wie sich heute viele Couturiers inszenieren.
Wann merkten Sie, dass sich die Macht im Modegeschäft von den Händlern zu den Machern zu verlagern begann?Das ging schon vor mehr als zehn Jahren los. Heute sind wir die Opfer der Marken, wenn Sie so wollen. Jener Marken, die wir einst mit großer Mühe aufgebaut und bekannt gemacht haben. Jimmy Choo etwa. Oder Roberto Cavalli, mit dem ich 30 Jahre lang zusammengearbeitet habe, auch in Zeiten, als seine Mode gar nicht lief. Zuletzt bekamen wir einen kargen Brief, dass wir seine Mode künftig nicht mehr exklusiv bekämen. Da ist dann gern davon die Rede, man müsse Synergien nutzen. Dabei sind Königsmörder am Werk, die das Geschäft bestimmen wollen. Das Geschäft ist sehr eisig und die Gier nach Geld gewaltig geworden – auf allen Ebenen.
Früher haben eben Händler wie Sie das Geld verdient. Sie konnten doch wahrscheinlich für internationale Mode verlangen, was Sie wollten, oder?Nein. Wir hatten immer Angst vor überzogenen Preisen und kalkulierten allenfalls mit 70, 80 Prozent Plus auf den Einkaufspreis, höchstens mal das Doppelte. Es war eine faire, schöne Zeit.
Heute werden viele Modehäuser von Private-Equity-Fonds gesteuert. Ist das Geschäft generell anonymer geworden?Das bleibt nicht aus, wenn aus Familienfirmen eine Multi-Milliarden-Industrie wird. Und diese Industrie macht uns Händlern natürlich zusehends Konkurrenz mit einer wachsenden Zahl eigener Flagship-Stores. Schauen Sie sich das gigantische Geschäft von Louis Vuitton in München an! In solche Verkaufsparadiese werden heute Abermillionen gepumpt.
Von Abercrombie & Fitch bis Gucci und von Escada bis Armani – wie viele von all den Riesenfilialen, die heute die großen Shoppingmeilen bevölkern, schreiben schwarze Zahlen?Das wüsste ich auch gern, denn klar ist bislang nur: Diese Firmen zahlen zurzeit jeden Preis für Toplagen und glauben, sie könnten das Geschäft dann von fernen Konzernzentralen aus steuern. Das geht aber nicht. Sie brauchen immer den direkten Kontakt zum Kunden.
Ist es eigentlich Einstellungsvoraussetzung, dass in diesen glamourösen Shops viele der jungen Verkäufer so blasiert wirken und oft kaum noch zu wissen scheinen, was sie verkaufen?Bei den großen Marken geht es heute nicht mehr um die Expertise der Angestellten, sondern um die Optik des Personals. Nicht nur die Frisuren sind da genau vorgegeben. Alles muss zur Marke passen. Diese jungen Mädchen kosten auch nicht viel Geld. Ich hatte selber schon sehr junge Verkäuferinnen, die dann, ohne groß darüber nachzudenken, in Zara- oder H&M-Klamotten in meinem Laden standen und die Premiumware verkauften.
Es dürfte für den Nachwuchs ja auch selbst bei großen Nachlässen unmöglich sein, sich Ihre teure Markenware zu leisten.Ich mache den Verkäuferinnen keinen Vorwurf. Und man muss ja auch sehen, dass Zara & Co. durchaus hübsche Sachen anbieten, wenngleich in einer völlig anderen Qualität und Kategorie.
Billig-Ketten wie Zara und Primark drängen neuerdings ebenfalls in die Innenstädte. Gemeinsam mit den prestigeträchtigen Marken befeuern alle die Miet- und Immobilienpreise in den Toplagen wie Ihrer Kö. Der Beginn einer Blase?Das frage ich mich auch, aber zurzeit boomt das Geschäft noch unglaublich. An der Münchener Maximilianstraße, hier an der Kö oder am Neuen Wall in Hamburg entfachen die Labels jedenfalls eine gigantische Macht.
Wie haben sich die Verbraucherinnen verändert?Sie sind preisbewusster geworden, versierter, auch kundiger und dadurch selbstbewusster.
Das heißt, Frauen brauchen Fachleute wie Sie gar nicht mehr.So ist das wohl leider. Vor 20, 30 Jahren gab es ja nicht nur kein Internet, sondern auch keine Konkurrenz. Die Frauen mussten zu uns kommen und erlebten all die Marken in unseren Räumen. Heute können sie das meiste davon zu Hause auf der Couch anschauen – und bestellen, von überall auf der Welt.
Welche Rolle spielt Mode made in Germany noch?Bedauerlicherweise keine besonders große. Ich sehe da auch keine Fortschritte trotz vieler Bemühungen wie etwa der Berlin Fashion Week. Das Geschäft wird aus anderen Metropolen heraus gesteuert.
Sie vermieten Ihr Kö-Geschäft ab Frühjahr an das Pariser Luxuslabel Dior, heizen die Marken-Monokultur also selbst mit an.Ich habe diesen Trend ja nicht entfacht, ich habe mich ihm nur ergeben. In meinem Alter kann und mag man auch irgendwann nicht mehr kämpfen. Der Mietvertrag läuft erst mal zehn Jahre, danach wird man sehen. Was dann aus der Immobilie wird, muss meine Tochter entscheiden, der ich das Objekt gerade überschrieben habe.
Hätte denn niemand Ihr laufendes Geschäft übernehmen und als Multi-Marken-Haus erhalten wollen?Doch, dafür gab es sogar hohe Gebote. Aber ich bezweifle ernsthaft, dass sich damit in fünf Jahren noch dieselben Umsätze und Gewinne erzielen lassen wie heute – und dann fließt auch die Miete nicht mehr. Nein, der Vertrag mit Dior ist eine sichere Bank.
Vor einem Jahr hatten Sie Besuch des Finanzamts. Hat Ihnen der Vorwurf, ein Steuerhinterzieher zu sein, mehr als nur finanziell geschadet?Nein, ich fand uns danach sogar eher geachtet als geächtet, auch wenn ich natürlich zugebe: Ich habe da einen Riesenfehler gemacht. Die fraglichen Zahlungen an eine Schweizer Stiftung stammen aus den 70er- und 80er-Jahren. Ich habe alle Strafzahlungen akzeptiert und geleistet. Es gab ja keinen Prozess oder eine Verhandlung. Vor einigen Wochen konnte ich das Thema endgültig zu den Akten legen.
Sie hätten ja seinerzeit auch einfach brav die Steuern zahlen können.Man muss sehen, dass ich damals unfassbar viel gearbeitet habe. Die Tage habe ich nur mit starken Aufputschmitteln überstanden, die Nächte mit Schlafmitteln. Wie ein Wahnsinniger habe ich damals geschuftet. 80, 90 Stunden pro Woche. Das sieht ja keiner. Es war schlicht „in“ damals, sein hart erarbeitetes Geld dann zur Seite zu schaffen. Es gehörte zum guten Ton.
Herr Eickhoff, vielen Dank für das Interview.
Dieser Artikel wurde Ihnen aus der ‚Handelsblatt Live‘-App für das iPad versendet.
Holen Sie sich die App unter: http://apps.handelsblatt.com/live-app/