Was vom Westen übrig bleibt. Zum Beispiel im Irak.

Jetzt also wieder der Irak. Immerhin, die Berichterstattung ist schonungslos, zumindest im der FAZ wird einem nichts vorgemacht. Im Irak haben sich die drei Volksgruppen, Kurden, Sunniten, Schiiten (vielleicht sind letztere beide nur Religionsgruppen, bin kein Experte) bewaffnet und führen Krieg gegeneinander.

Was die Amerikaner im Irak hinterlassen haben, ist kurzfristig hergestellter Burgfrieden. Dann kam der neue Präsident. Und schon ist wieder alles futsch, weil der einen Befriedungsprozess von innen nicht weiterführen konnte.

In Afghanistan ist das ja anders gewesen (um gleich mal den Antiamerikanismus abzuräumen), aber genauso im Effekt. Da wollten die (grünen) Deutschen die afghanischen Frauen retten. Die Roten die deutschen Interessen (welche eigentlich?) Aber rausgekommen ist dabei nix.

Was ich damit sagen will, ist, dass also vom Westen und seinen Bemühungen in islamisch dominierten Regionen, insbesondere im nahen und mittleren Osten, nichts übrig bliebt.

Wie hat der Westen, die demokratische Linke, die Grünen, den islamischen Frühling gefeiert. Und heute? Nichts davon ist geblieben, weder in der Türkei, noch in Ägypten, in Tunesien hat man sich wenigstens arrangiert (meine ich, aber vielleicht irre ich auch), offensichtlich hat es das aufgeklärte marokkanische Königshaus am besten geschafft, das Land weiter zu entwickeln. Aber vielleicht hatten sie auch Glück, weil sich die Hauptkampfplätze der islamischen Guerillas anderswo befinden. Weil es denen doch darum geht, dem Westen eine Niederlage zu bereiten. Sie kämpfen nicht für die Verbesserung der Lebensumstände existierender Menschen, nein, sie kämpfen für eine Idee. Und der kann man schon mal Menschen und ganze Generationen opfern.

Wir merken schon, wie wir unruhig werden bei solchen Gedanken.

Wir wollen unser Weltbild einfach anderen überstülpen. Es ist ein gutes und friedliches Weltbild, wenn wir uns hier umsehen. So hätten wir gerne, dass es den anderen auch geht. Natürlich, ohne dass das irgendwelche Rückwirkungen auf unseren Lebensstil, unser Einkommen, unsere Rohstoffquellen hätte.

Geht das?

Um beim Beispiel Irak zu bleiben. Befriedung ethnischer Konflikte dauert Generationen, wenn es gut geht. Afrika ist eine beredtes Beispiel, da haben die Europäer mit dem Lineal Grenzen gezogen. Und seit hundertfünfzig Jahren bilden sich da keine stabilen gesellschaftlichen Kulturen heraus.

Der Oligarch, so mein Eindruck, ist der moderne Nachfolger des Stammesoberhauptes. Diese Logik reicht bis nach Europa. Nur heissen die Oligarchen da Mafia.

Oligarchen sind Machtzentren in einer vormodernen Gesellschaft, würden wir schnoddrig sagen, Habermas spricht da sicher schöner drüber. Und weiss trotzdem keinen Rat.

Was tun?

Das westliche Denken, dass für jedes Problem eine (schnelle) Lösung findet, dieses simple Zweck-Mittel-Relationsdenken, haut in politischen Fragen, in anderen Ländern (manchmal habe ich den Eindruck, überall, wo man hinguckt, also auch in der deutschen und europäischen Politik) nicht hin oder nicht mehr hin, da bin ich mir noch nicht sicher. Oder es haut nur solange hin, bis wir es aus den Augen verloren haben.

Wenn ich mir die politische Bühne ansehe, stelle ich fest: Nur diejenigen, die dieses „ich, ich, ich“ fröhlich ignorieren, Angela Merkel zum Beispiel, und ihre Ziele weitgehendst im Dunkel lassen, sind langfristig erfolgreich. Sie lassen den Medien ihren Spaß, weil das fürs Regieren einfach unwichtig ist, was so Schreiberlinge denken. Das gilt aber nur für die Außenpolitik. Wenn man aus einer anderen Perspektive draufguckt, etwa, was innenpolitisch von dieser Regierung getrieben wird, kann man sagen, weiter aufgeblasener, selbstreferentieller Politikbetrieb, viel Aufwand, wenig nachhaltige Effekte.

Szenenwechsel, Gerhard Schröder. Der war ja anders. Und eigentlich, wenn rotgrüne Politiker das mal zugeben würden, richtig erfolgreich (das meine ich nicht für ihn als Person, sondern für Deutschland). Aber er war halt ein Sprinter, aus der Hüfte Schießer, High Noon-Aufstellung und dann weg von der Bühne.

So kann man auch was erreichen. Wenn man, wie in Sachen innerer Reform Deutschlands, zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Wenn wir jetzt Schröder und Afghanistan gemeinsam ins Bild schieben, sehen wir, dass Deutschlands Interessen am Hindukusch nicht erfolgreich verteidigt wurden. Eher würde ich sagen, dass dort mal geübt wurde, wie Krieg geht.

Damit ich nicht missverstanden werde: Das ist kein Vorwurf, sondern eine Tatsachenbehauptung. War, meine ich, auch notwendig. So, aber wie passt das jetzt in unser ach so friedliches Weltbild?

Schweigen im politischen Walde.

Nicht umsonst reden im Moment alle über die politische Erzählung. Politische Erzählung, das ist wie das laute Singen, wenn man durch den dunklen Wald geht. Das sind die Geschichten, die am Lagerfeuer erzählt werden, um sich Mut zu machen. Die Geschichten, an denen man sich festhält, um über den Tag zu kommen. Die Geschichten, an die man glaubt.

Aber welche Geschichte erzählen wir uns selber eigentlich, wie es mit dem Westen weiter geht?

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

Schreiben Sie einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .