Die Debatte um die Klimapolitik der Grünen in der Ampel, um die verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb des grünen Top-Managements erschüttert mich. Jetzt hat Gitta Connemann einen Untersuchungsausschuss zu Staatssekretär Graichen gefordert.
Same Procedure as every year.
Die CDU denkt natürlich, das Problem wäre, dass es Verwandtschaftsverhältnisse gibt. Weil es bei der CDU auch sein könnte. ……
Das Problem ist aber ein anderes. Und es liegt tiefer: Alle entstammen derselben Denkschule. Sie haben gemeinsam die Energiewende entwickelt, die Partei hat das „Framing“ geliefert, die NGOs haben das Futter dazu, also die ganzen Umbaukonzepte erstellt. Weil das lange „gegen die Wirtschaft“ und, sachlogisch richtig, nach einem konsequenten Umbauplan (es geht darum, unseren Planeten zu retten) erfolgen entwickelt wurde, kennt man sich. Und man schätzt, dass man an demselben Projekt arbeitet.
Eigentlich ist daran nichts Falsches.
Nur, dass jetzt Kräfte fehlen, die eine Neujustierung der „Wendekonzepte“ aufgrund von aktuellen Situation vornehmen. Und zwar nicht aus parteipolitischen Gründen, sondern weil nur Konzepte, die greifen und Konzepte, die von einem großen Teil der Gesellschaft und der Gesellschaft mitgetragen werden, ernsthaft und mittelfristig in die Umsetzung kommen.
Der grüne Mainstream denkt nur „weiter so!“
Der grüne Mainstream verfolgt folgende Gedanken:
Wir müssen das 2 Grad Ziel verfolgen. Und zwar konsequent. Deswegen Branchenziele, jährliches Reporting, jeder Projektmanager würde bestätigen, dass das richtig ist.
Nur, dass „Gesellschaft“ kein Projekt ist. Dass „Gesellschaft“ nicht „top down“ zu „bewirtschaften“ ist.
Zudem kommt, dass die Grünen gefangen sind in einer Überzahl von Prinzipien, die Welt retten, Gerechtigkeit herstellen, sowohl innerhalb unserer Gesellschaft, aber auch gegenüber der Welt. Dann sollen natürlich alle Minderheiten zu ihrem Recht kommen. Alle diese „Pläne“ werden nebeneinander „bewirtschaftet“, wenn es Friktionen gibt, wie beispielsweise jetzt, in Sachen Heizung, neudeutsch „Wärmewende“, gibt es eine Formel, um Verwerfungen zu kompensieren:
Subventionen sind das Zauberwort. Wenn das nicht reicht: Sondervermögen!
Subventionen!
Ich meine:
Gesellschaft ist etwas Komplexes, entgegen einer „wissenschaftlichen Haltung“, die grundsätzlich Rahmenfaktoren reduziert, um Ursache -Wirkungs-Zusammenhänge herzustellen, funktioniert Wirklichkeit nicht so. Komplexer. Als nicht kompliziert, das würde bedeuten, dass es verzwickte, aber konstante Faktoren sind. Komplex bedeutet, dass sie sich ändern. In der Heizungsfrage kommt das jetzt zum Vorschein (spätestens). Um die Klimaziele zu erreichen, werden die notwendigen Maßnahmen definiert. Top Down. Im Heizungsbereich ist vorrangig die Wärmepumpe.
Die Welt ist nicht top down! Nicht logisch, sondern zufällig.
Logisch richtig, aber
- die Wärmepumpe passt nicht für jedes Haus,
- das „schnelle Hochfahren“ bedeutet Verknappung und Kostensteigerung,
- die Installateure, die diese Technik installieren sollen, sind nicht vorhanden,
- die zusätzlichen Kosten sind nicht durch Subventionen aufzufangen,
- die schnelle Skalierung würde zu Effekten führen, wie wir sie aus der Energiewende kennen: Erst werden Kapazitäten aufgebaut, dann fällt der Markt zusammen und die deutsche Industrie wird wieder platt gemacht.
Es gibt also eine Menge Gründe, die Strategie neu auszurichten. Substanzielle Gründe.
Dagegen spricht, dass man dann offen zugeben müsste, dass man nicht weiß, wie die Klimaziele im aktuellen zwei Jahre Rythmus zu erreichen sind. Und dann stehen die Kleber und die Fridays vor der Tür der Parteizentrale, dem Ministerium und und und. ….
Realität bricht Pläne!
Sicher, das ist gewichtig. Aber Realität bricht Pläne.
Aber die politische Debatte bewegt sich auf dem üblichen Niveau: Opposition pinkelt der Regierung ans Bein, in diesem Falle scharren auch die politschen Partner in der „Fortschrittskoalition“ mit den Hufen. Es geht um Rache. Nicht um Lösungen.
Und deswegen brauchen wir weniger Politik. Und die weniger umfragenorientiert. Aber besser!