…. wäre das schlimm? DIE FAZ, SAMSTAG, 21. JUNI 2014
WIRTSCHAFT, Steckt Russland hinter der Anti-Fracking-Bewegung?, befördet die Behauptung des Nato-Generalsekretärs. Machen wir den Faktencheck.
Es würde das Bild verändern. Es ist dann nicht mehr David gegen Goliath, nicht mehr gut gegen böse, sondern zwei Positionen, deren Argumente gegeneinander abgewogen werden. Ja, man muss die Gewichte dann verschieben, aber seit wir wissen, dass Greenpeace ein international agierender Kampagnenkonzern ist, der schon mal aus Versehen 3,5 Mio € verzockt, hat sich das Bild ohnehin verändert.
Es bleibt allerdings der Faktor, dass Privatmenschen aus ihrem Privathaushalt Geld bereitstellen müssen, um so einen Meinungskonzern zu finanzieren. Konzerne versauen insofern das Geschäft, weil sie in ganz anderen Grössenordnungen denken.
Wenn Konzerne Geld für Gutmenschenprojekte geben, erfordert das in erster Linie Risikobereitschaft der Akteure, weil man sich selber transparenter machen müsste und auch die Argumente schärfen müsste. Geld stinkt eben doch manchmal.
Der Vorteil, den ich übrigens darin sehen würde, wenn NGOs Geld „von den Falschen“, die gerade mal auf der richtigen Spur unterwegs sind, nehmen würden, ist, dass das Gewicht der Auseinandersetzung mehr auf der inhaltlichen Seite liegen würde.
Konkret: Die Hysterie, mit der die Umweltbewegung reflexhaft auf Probebohrungen zu Fracking reagiert, finde ich schwer erträglich. Natürlich ist es für die Energiewende besser, wenn jetzt nicht noch ein Entlastungsargument kommt, mit dem die Besitzstandswahrer kommen können und sagen, wir müssen die Klimaziele nicht ernst nehmen. Aber die Angstmache, die damit verbunden wird, ist einer Demokratie unwürdig. Aussen wird Angst geschürt. Und tatsächlich geht es nur um das St. Florian Prinzip“: Beschütz‘ mein Haus, zünd’s andere an.“
Und: Es gibt ein Leben nach dem EEG 2.0. Niemand weiss, wie die Weltlage in 2 Jahren aussieht. Zum Beispiel. Oder in 5. Also, warum kann man nicht Probebohrungen zulassen? Politik ist Multithemen- und Multilevel-Management. Es könnte immer auch anders sein. Wenn man die Dinge in anderen Zusammenhängen betrachtet.
Das grosse dahinterliegende Thema, meine ich, ist, die Umweltbewegung müsste mal zugeben, dass sie gar nicht unterlegen ist. Dass sie zwar weniger Geld, aber dafür mehr und extrem hochmotivierte Mitarbeiter haben und Kontakte, die leaken, und und und. Ist alles ok, weil es ein System von Checks and Ballances ist, natürlicher Ausgleich.
Nur manchmal, und das Frackingbeispiel scheint mir ganz tauglich dafür, wäre es besser, genauer hinzugucken, abzuwägen.
Aber jedes Kampagnenhandbuch sagt halt, dass Zuspitzung die Mutter des Erfolgs ist.
Und plötzlich ist die böse Industrie der- oder diejenige, die sich auf der rationalen Seite bewegt.
Wer sich genauer damit beschäftigt, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, wie sich Wintershall engagiert, um in Dialog zu kommen (und dafür mit Kampagnen überzogen wird), weiss, was ich meine.
So ändern sich die Zeiten.