Was ist die richtige Entscheidung für die FDP? Soll Westerwelle zurücktreten oder nicht?
Die Frage ist ein typisches Beispiel populärer Fragen, die den Blick auf die richtige Antwort. Ob Westerwelle zurücktritt oder nicht, spielt keine Rolle. Denn ein neuer Westerwelle macht noch keinen Sommer. Ein Blick in die FDP? Und schon erkennt man, dass die Zahl vorzeigbarer Spitzenmänner, von Frauen wollen wir gar nicht reden, an einer Hand abzuzählen ist. Das Dilemma liegt auch in der nicht vorhandenen zweiten Führungsebene. Es gibt einen Daniel Bahr, es gibt einen Rössler, es gibt einen Lindner, ja, und noch ein paar andere. Aber es gibt auch einen unterhaltsam destruktiven Kubicki, einen beliebigen Hahn, dann noch ein paar FDPler in Baden-Württemberg, die niemand kennt, und von denen auch niemand kennengelernt werden muss. Und damit ist erst der personelle Substanzverlust der Partei beschrieben.
Substanszlosigkeit ist auch das Schlagwort für eine inhaltliche Zwischenbilanz. Nicht weil die FDP ein schlechtes Programm hätte. Sondern weil niemand weiss, was von diesem Programm gilt. Das Steuergeschenk an die Hotelliers ist dafür das beste Beispiel. Denn tatsächlich ist die Partei der FREIHEIT eine Partei der freien Berufe. Und diese freien Berufe sind ständische Berufe, die sich durch die Okkupation einer Kleinpartei in die globalisierte Moderne retten will. Einschließlich ständischer Pfründe. Und solange die FDP keinen Weg zwischen diesen Polen gefundrn hat, wird die Frage, ob Westerwelle oder nicht, nur eine Frage von untergeordneter Bedeutung sein. Denn es ist die Frage, ob die Partei einen falschen oder keinen Kopf hat. Eine Partei kann man nicht mit Blick auf die politischen Kommentatoren führen, sondern nur, wenn man als gesamte Parteiführung eine Handlungsperspektive hat.
Und, um das dritte Dilemma anzusprechen, wenn man auch Aktive hat. Und an dieser Front droht der FDP die grösste Auszehrung. Weil Parteimitglieder kann man sich nicht kaufen. Die müssen erst wollen und dann wachsen.