Was können Schulen tun, um demokratisches Bewußtsein bei den Jungs und Mädchen zu verankern? Elisabeth Niejahr von der Hertie Stiftung schlägt im Gespräch mit Table Media das vor, was immer vorgeschlagen wird: Die Schüler in der Schule mehr mitbestimmen lassen, die Entscheidung über Süssigkeitsautomaten, an die sich Helene Dombrowski aus ihrer Schulzeit erinnert, sei nicht genug. Die vorgeschlagenen Ideeen sind nett gemeint, verfehlen aber das Ziel. Das wichtigste Problem blenden sie nämlich aus:
Die Verfasstheit der Schule selbst. Überbürokratisiert, totadministriert, man muss sich nur mal die zahlreichen Berichte von Lehrerinnen und Lehrer zu Gemüte führen. Oder sich fragen, warum niemand mehr Schulleiter werden will. (In Berlin sind In Berlin hat man jetzt noch das letzte für Schulleiter frei verfügbare Budget von 2000 €/Jahr!!! gestrichen. Mehr muss man nicht sagen: Wozu über Schülerbudgets diskutieren, wenn nicht mal die Schulleiter eines haben…….).
Das traurige Beispiel zeigt, wie beschränkt in Deutschland selbst Thinktanks denken und handeln. Politik wird nicht kritisiert, die Projekte werden so angesetzt, dass man sich gut fühlen kann.
Deutsche Stiftungen und „Thinktanks“: More of the Same!
Kein Wunder, wenn man sich mal die Personalliste der großen Stiftungen/Thinktanks ansieht: Vorrangig emeritierte Professoren der etablierten akademischen Klasse, als ob ruheständische Professoren plötzlich zu inspirierenden Einsichten kommen könnten. Die Hertie Stiftung, die Mercator Stiftung, die die „Vordenker“ des grünen Streamlining sind, der Agora Energiewende und Verkehrswende, setzen dass Top Down, politikfixierte Denken des Grünen Mainstreams fort. Was fehlt, ist eine ebenso lebhafte Zivilgesellschaft, zu denen ich auch Stiftungen zählen würde, dem gegenhält und Strategien und Narrative entwickelt, die in der Realität eingreifen können.
Nachrufe aus dem Land der Sozialen Marktwirtschaft
Die Stiftung Marktwirtschaft, die Ludwig Erhardt Gesellschaft, die Ludwig Erhard Stiftung, in der sich Roland Koch von Angela Merkel eine Stiftung aus Staatsmitteln hat finanzieren lassen, dann noch die zahlreichen Stiftungen rund um die Marktwirtschaftler Hayek oder Eucken beackern insbesondere ihr eigenes, alterndes Umfeld, die Veranstaltungen wirken immer wie das „Ceterum Censeo“ Ciceros: „Carthaginem esse delendam“, man bestätigt sich gegenseitig, dass man Recht hat; in eine politische Diskussion einzugreifen, gelingt diesen Institutionen nicht. Die aktivistische „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, das Kanonenboot der Marktwirtschaftler, fällt immer wieder auf, aber findet keine Resonanz im politischen Raum.
Hartmut Rosa findet Antworten
Im Gespräch mit Gabor Steingart beschreibt Professor Hartmut Rosa, was einer der Gründe der Verwerfung zwischen Politik und Bürgerschaft sind: Es fehlt an Selbstwirksamkeitsmöglichkeiten in unserer Gesellschaft, politische Diskussionen finden im Alltag der Bürgerinnen und Bürger keinen Widerhall. Sprich: Viel Lärm um nichts! Und auf der anderen Seite: Der Gegenwartsraum, also das „Gewohnte“, in dem man sich wohlfühlt, löst sich immer schneller auf.
Gute Analyse, jetzt müssten wir mal über die Therapiemöglichkeiten sprechen.
Meine eigene Meinung: Politik sollte Meinungsführerschaft übernehmen, dh. Mut für Veränderung machen und Menschen und Institutionen, die das unterstützen, mit einbinden. Weniger, aber entschiedenere und „mittelfristige“ Politik wagen. Die traditionellen Wege verlassen.