Wissensfriedhöfe. Warum man in der Politik damit keine Blumentöpfe gewinnen kann
16. April 2013 von Nikolaus
Die Enquetekommission zu Wohlstand, Wachstum und was sonst noch dazu gehört, hat ihren Bericht vorgelegt, 1000 Seiten gebündelte Egos. Jeder hat Recht, aber keiner bekommt es. So ist man glücklich, dass man das auch einmal gesagt hat.
An der Enquetekommission zeigt sich, dass Recht haben in der Politik das Gegenteil von Refht bekommen ist. Wahrscheinlich hat jeder etwas Recht. Die wenigsten Menschen, da sind Wissenschaftler und Politiker nicht anders, sind so verblendet oder ignorant, dass sie nicht irgendwo einen richtigen Aspekt aufgespießt hätten.
Die entscheidende Frage ist aber nicht, ob man das Problem richtig beschreibt, sondern, ob man die richtigen Wege findet, es zu beheben. Politik ist die Kunst, dicke Bretter zu bohren. Und eben keine Kunst, die richtigsten Wege, dicke Bretter zu bohren, zu analysieren.
Das sollten sich die, die gerne Kommissionen bilden, mal hinter die Ohren schreiben.
Dieser Kommentar ging ja völlig daneben. Das erste Wort – „Wissensfriedhöfe“ – benennt ein Problem, deshalb las ich ihn. Was dann folgt, wird dem Bericht der Kommission und auch ihrer Tätigkeit (wie übergreifend auch der politischen Brettbohrpraxis) überhaupt nicht gerecht. Ich arbeite mich derzeit an der Medienrezeption ab:
http://www.facebook.com/manfred.ronzheimer/posts/133858243469570
werde aber auf die Inhalte der EKWWL kontinuierlich rekurrieren. Eigentlich brachte Michael Müller die bessere Formulierung: die Kommissionsergebnisse seien ein „Steinbruch“. Also mitnichten Firedhof – ruhe sanft und vermodere – sondern Material zur Errichtung neuer Bauten. Bau auf, bau auf …
Man kann es auch einen Steinbruch nennen. Politik ist aber nicht dann wirksam, wenn man 1000 Seiten Papier füllt und jede „Seite“ das mit Experten bestückt, die einem „nahe“ sind, sondern wenn man die Arbeit dem parlamentarischen Ritual Regierung/Opposition entzieht und einen Weg findet, Konsequenzen ziehen zu können. Und was wären Konsequenzen? Nein, ich finde nicht, dass noch ein Daten(jetzt aber wirklich)Friedhof mit Nachhaltigkeitsindikatoren Sinn macht. Sondern Überlegungen, wie man unsere Wirtschaft und Gesellschaft auf eine Nachhaltigkeitsroute bringen kann. Ganz praktisch, mit Steuerpolitik, mit Ge- und Verboten etc. Wir wissen doch alle, dass unser Modell westlicher Wohlstandsgesellschaft nicht nachhaltig ist, dazu brauchen wir keine weiteren Indikatoren. Nur, wie man die Gesellschaft in der Praxis auf einen anderen Weg bringt, das wissen wir nicht. Also müsste eine solche Kommission Veränderungswege diskutieren, nicht Bestandsindikatoren. Frei nach dem Motto: „Es kommt nicht darauf an, die Welt neu zu interpretieren, sondern sie zu verändern!