Zeitenwende. Überall

Gabor Steingart hat ein Buch geschrieben, dessen Titel mich magisch angezogen hat. Das Ende der Normalität. Ja, ja, ja. Was aber viele, unter anderem unsere Bundeskanzlerin, nicht begriffen hat, ist, dass das Ende der Normalität auch längst die Politik ergriffen hat. Libyen ist ein Beispiel und die ganzen Kollapse im Nahen Osten. Dumm dabei, dass die westlichen Politiker reichlich naiv die Freiheit feiern, wo sie doch jahrzehntelang die Undreiheit billigend in Kauf genommen haben. Weil die Unfreiheit der Preis unseres Wohlstands ist und war. Jetzt rückt das Ende der westlichen Vorherrschaft, die oftmals nur durch eine Kraftstrotzende USA garantiert wurde, näher. Das Chaos in der NATO, die hemmungslose nationale Nutzenoptimierung durch Sarcozy und Putin, zeigen, das Ende der Normalität in der Internationalen Politik. Das alles bietet einen doch eher traurigen Anblick. Kein Vertrauen unter den Führern der Welt.

Und die nationale Ungleichzeitigkeit. Wahlen in den Provinzen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Mein Empfinden: Kollaps auf der offenen Bühne. Jetzt mal im Ernst. Da treibt seitens der CDU niemand, da werden alle getrieben. Röttgen, der seine Chance erkennt (Taktiker sind sie alle dort) und die GRÜNEN ausstiegsmässig grün überholen will (und der dabei natürlich Stammwähler verliert, aber keine Neuen gewinnt). Dann eine Kanzlerin, die auf einmal einen Ausstieg will, den sie immer hinauszögerm wollte (manche Brücken führen in die Unendlichkeit, manche B-Technologien auch). Wer soll das verstehen? Wer soll da in der schwäbischen Provinz das alles argumentativ nachbearbeiten? Und der Mappus, der Mappus, der zeigt, dass er einfach gar keine Idee, keinen Plan und kein Rückgrad hat.

Wenn die CDU und die FDP am Wochenende die Wahl verliert, dann nicht wegen Fukushima. Sondern weil Fukushima den Moralischen Kollaps auf offener Bühne ausgelöst hat.

Wieso soll man eine Partei wählen, die keinerlei Werte und Prinzipien hat? Man will doch wissen, was drin ist, wenn CDU drauf steht. Und bisher war immer Sicherheit und geräuschlose Zuverlässigkeit drin. Jetzt, unwiderruflich, nicht mehr. Die Büchse der Pandora, alles ausgeflogen.

Das Neue an der Situation ist, dass sich eine Volkspartei, die immer von einem diffusen Zusammenhalt gelebt hat (wir san mir), die nicht wirklich intellektuell politisch, sondern diffus volksparteigefühlmässig zusammen gehalten hat, kollabiert. Die Ostdeutsche Angela Merkel hat das vollbracht, ob wissend oder nicht. Und es führt kein Weg zurück. Das Ende in Baden-Württemberg wird das Ende einer Nichtregierung werden. Nur noch eine Beobachtung. Ein Deutschland, das neu ist im Sicherheitsrat, kann gegen eine Libyenresolution stimmen. Aber sie sollte wenigstens begründen, warum. Sie hat das nicht getan. Und deshalb ist ihre Zeit vorbei.

Vielleicht ist es mit Merkel wie mit Gorbatschoff. Sie hat die CDU in die Jetztzeit geführt, diese kann jetzt auch über Integration und Nachhaltigkeit reden.Ihre männlichen Ministerpräsidenten können sich jetzt scheiden lassen und Tatoomädchen heiraten. Sie können fremdgehen und trotzdem Familie simulieren (Hoffentlich, das meine ich ernst, nimmt Frau Seehofer dabei keinen Schaden). Sie hat sie aber ihrer Identität beraubt. Deshalb muss sich die CDU jetzt um sich selber kümmern. Denn das Land braucht Führung. Nur, ganz handwerklich, gibt es die im Moment nur anderswo.

Das ist ein ganz unpolitisches, aber grundsätzliches Plädoyer für einen Machtwechsel. Aus ethischen und handwerklichen Gründen. Dem Bohren dicker Bretter!

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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