Zum Gauck’schen Aufmarsch

Und Gauweilers Replik. Ich bin verwundert. Der Bundespräsident mahnt mehr Verantwortung der Deutschen in der Welt an. Ok, hat er ja Recht. Ich dachte mir damals schon, dass vor’s Auf- und Einmarschieren doch einmal eine Runde nachdenken gehören würde, was die militärische Präsenz denn bringt. Und da finde ich mich auf einmal mit Gauweiler wieder im Verbund.

Dessen Kritik ist nämlich vollkommend berechtigt. Bevor der Westen irgendwo einmarschiert, sollte er mal bilanzieren, was er mit all seinen martialischen Aktionen (oder eben den Nicht-Aktionen) erreicht hat.

Ja, das ist Nachdenklichkeit angesagt. Afghanistan ist kaum sicherer als zuvor. Und wenn der Westen jetzt abzieht, weiß niemand, was passiert. Im Irak ist auch nicht eitel Sonnenschein. Krieg ist die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln. Aber Krieg, oder, wie es bei uns heißt, Friedenseinsätze, sollten schon durchsetzbare Ziele haben. Und mit absehbaren Mitteln erreichbar sein. Sonst ist er in Demokratien nicht durchsetzbar.

Nach einer Zeit nationalen Militarismus, den finsteren Jahren der Nazizeit, der bleiernen Stille, dem das „nie wieder Krieg“ der Antikriegsbewegung folgte, sind die Pazifisten von früher jetzt im Zentrum der Macht angekommen. Joschka Fischer war der erste, der für mit seiner Position, wegsehen ist auch keine Lösung, sprichwörtlich Prügel bezogen hat. Innenpolitisch ist es sicher richtig, eine realistische Linie zu entwickeln, wie eine entwickeltes Land seine Position in der Welt durchsetzen kann.

Aber nur, wenn es keine billigen Kraftmaier-Gesten inszeniert, sondern wenn die schwierige, aber notwendige Debatte über wirksame geopolitische Strategien zuvor geführt werden.

Da hat Gauweiler Recht. Auch wenn einen die neuen Frontlinien der innenpolitischen Debatte dann doch verwundern.

Nikolaus

Frühaufsteher. Politischer Beobachter aus Leidenschaft. Das Bessere in der Welt entsteht nur, wenn man und frau sich neues zu denken traut.

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